Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 096.jpg

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vnd das schöne Schloß verbrant / vnd in die Asche geleget worden: Also daß das Ampt etliche Jahr darauff gantz wüste ligen blieben. Die Kirche daselbst haben Herrn Hertzog Friederichen zu Braunschweig Lüneburg Fürstl. Gn. wiederumb zu bawen angefangen / vnd dero Nachfolgern an der Regierung / Herrn Hertzog Christian Ludwigen zu Braunschweig Lüneburg Fürstl. Gn. im Jahr 1650. vollführen lassen.


Closter Clauß.

Das Münch-Closter Clauß / ist nahend der Statt Gandersheim / an einem Berge / der Claußberg genant / vnter deß Fürstl. Braunschweigischen Wolfenbüttelischen Ampts Gandersheimbs Hoch- vnd Bottmässigkeit belegen / vnd von den Hertzogen zu Braunschweig / in honorem S. Georgii gestifftet worden / die Münche / deren eine ziemliche Anzahl vor Jahren darinn erhalten / sind Benedictiner Ordens gewesen / haben fleissig studieren müssen / also / daß viele gelahrte Leute / so zu grossen Dignitäten kommen / darin erzogen worden. Es ist aber das Closter an sich / von gar geringen Mitteln / vnd haben die Alten an diesem Ort mehr vff die Einsamkeit / da sie in der enge vnd stille / deß studierens vnd Gottesdienstes abwarten können / als vff weitläufftigen Haußhalt gesehen / Dannhero demselben auch der Name Clauß gegeben / vnd von andern benachbarten reichen Clöstern zugestewret worden. Hat sonsten zween schöne Brunnen / welche durch Canalen vnd Wasserröhren ins Braw- vnd Backhauß geführet werden / auch nohttürfftige Holtzung / vnd etzliche wenig Fischhalters vnd Teiche / aber gar wenigen Acker / vnd geringe Wiesen.


Claußthal.

Ist eine Bergstatt / in dem Fürstenthumb Grubenhagen belegen / dabey ein altes / in dem Oberhartzischen Gebirge / belegenes Bergwerck / vnd will man dafür halten / solches habe bey Keyser Heinrichs deß Andern Zeiten / etwa in anno 1016. seinen Anfang gehabt / Dann als zu dero Zeit das Rammelsbergische Bergwerck (welches bey Keyser Ottonis deß Ersten Regierung / Anno 972. erfunden worden / wie Michael Sachse in seiner Keyser-Chronica / Munsterus vnd andere Scribenten mehr bezeugen) mit Gewalt fortgetrieben worden / solches aber an Silber arm gewesen / hätten die Bergleute auff höhere Gebürge in dem Hartzwald sich begeben / newe Gänge außgeschürffet / vnd derogestalt diese Oberhartzische Bergwercke fündig vnd regig gemacht.

Eine geschriebene Goßlarische Chronica meldet / auß dem Lamberto Schafnaburgensi, daß diese Bergwercke wären in anno 955. vnd also ehe / als das Rammelsbergische erfunden worden. Ob nun zwar dieselbe biß zu Zeiten Hertzog Heinrichs deß Löwen / zimblichen Progreß gehabt / seynd sie doch damals / als Keyser Fridericus Barbarossa mit jetztgedachtem Hertzog Heinrichen schwere Kriege geführet / vngefehr in anno 1181. gantz verödet / vnd desolat worden / wie auß deß Buntingii Bericht / von damahliger Ruinirung deß Goßlarischen Bergwercks abzunehmen ist.

Dahero man zu vnsern Zeiten / wann in den alten Schachten / Strecken vnd Bingen / Pfeile vnd andere kriegische Instrumenta / imgleichen Menschengerippe / Steigbiegel vnd Sporn gefunden worden / dafür gehalten / daß solches eine Nachricht von erstgedachter Kriegs-Vnruhe / vnd dahero erfolgeten Bergwercks Verwüstung sey. Vnd weiln domals das Freybergische Bergwerck seinen Anfang genommen / wie auß Munstero vnd Sarepta

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_096.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)