Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 181.jpg

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Ohre / Bercken / vnd darnechst ein groß Holtz / der Rotenberg / worin Glasehütten ligen / zwischen vnd vmb dieselben Gehöltzen / allezeit Feldmarcken vnd Dörffer belegen seynd.

Ein Wasser entspringet am Hartze / heisst die Sieber / hat darin seine Zufälle / daß es Sagemühlen vnd Eisenhüttenwerck treiben kan / fleusst herauß gegen dem Flecken / die länge hinab / das Hauß vorbey / doch daß ein Bach davon am Berge her gehet / auff die Wasserkunst / so das Wasser in eisen Röhren den Berg hinauff / in den Platz vffs Hauß treibet / welches eine zimliche höhe ist.

Die Einwohner im Flecken nehren sich vom Bierbrawen / Cram- vnd Hackenwahren / Ackerbaw / Handwercken / Viehezucht / theils arbeiten in den Wäldern / Eisen- vnd Glasehütten / vnd dergleichen.


Hessem.

Ist ein vornehmes Fürstl. Braunschweigisches Wolffenbüttelisches Schloß vnd Ampthauß / drey Meile von der Residentz vnd Haupt-Vestung Wolffenbüttel / auff dem Wege nach Halberstatt / hinter dem Hessendam gelegen. Es ist dieses Hauß von Hertzog Heinrich Julio zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. Christmilder Andenckens / ansehnlich verbessert / vnd zu einem Fürstlichen Hofflager mit grossem Vnkosten aptirt worden: Inmassen dann ein solches noch heutiges Tages der Augenschein bezeuget. Es ist auch von Sr. Fürstl. Gn. ein sehr berühmter Lustgarte angeordnet worden / welcher schöner kostbarer grosser Garte wol zu sehen / ist auch davon ein eigen Tractat von dem Lustgärtner / M. Johann Röiern / in offentlichen Truck außgangen / vnd darin mit mehrem beschrieben worden. In diesem Lustgarten sind vnter anderm drey schöne Kunstbrunnen / von Spritzkünsten zugerichtet / vnd ist der eine Kunstbrunnen von den Kauffleuten zu Augs- vnd Regenspurg / vmb vnd vor 8000. gute Gülden erhandelt worden.

Es liget dieser Lustgarte fein mitten in der Ebne / an dem Fürstl. Hause / an einer seiten gegen dem Mittag hat das Fürstl. Hauß Hessem ein schön Gehöltz / der Falstein genant / an der andern seiten hero gehet ein Wasser / die Jere genant / kommet von dem Hause Zylli her / vnd gehet an dem Hessendamb / an der einen seiten hernieder / biß an den letzten Braunschweigischen Zoll.

Das Dorff vnd Flecken Hessen / so bey dem Fürstl. Hause liget / vnd dazu gehöret / ist bey Zeiten Marggraff Albrechts von Brandenburg gantz in die Aschen geleget; gleichfalls ist von den Schwedischen Völckern / Anno 1641. dasselbe auch gantz außspolirt / vnd hernach über die helffte in den Brand gesetzet worden.

Sonsten gehet durch hiesiges Dorff-Flecken die Leipziger / Braunschweiger / Hamburger vnd Bremer Heerstrasse / vnd müssen die Fuhrleute allemahl / in der hin vnd her Reise / über den Hessendamm ihre Fahrt nehmen.


Hilwardtshausen.

Hilwardtshausen / oder Hildewardeshausen / vor Zeiten ein JungfrawenCloster / Fürstenthumbs Calenberg / ligt hart an deß Weserstroms Westseiten / nach dem Land zu Hessen / eine halbe Meile vnter Münden / an einem sehr anmuhtigen vnd lustigen Ort / hat an solcher seiten der Weser schöne fruchtbare Wälder / Gärten vnd Wiesen / gegen Morgen über der Weser nach dem Land zu Braunschweig / ein schönes / fruchtbares rundes Feld / mit fruchtbaren Wäldern

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)