Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 198.jpg

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neben seinen Conventualen zu sich erfodert / mit Consenß deß Capituls vnd ihnen das Closter Beckenrode / nicht weit von der Statt Hildesheim gelegen / jetzo Marienrode genant / (nach dem er die regulirten Chorherren / Ordinis S. Augustini, ihres geführten üblen Wandels halber darauß vertrieben) neben 24. Huefen Landes / vnd etlichen Zehendten / eingegeben. Welche Translation vnd Vbergab Pabst Alexander der Vierte / im Jahr 1261. confirmiret. Ob nachgehends wieder Münche / oder alsobald Jungfern wieder in das Closter zu Isenhagen kommen / davon findet sich keine eigentliche Nachrichtung / Dieses aber / daß die erste Aebtissin Gese / vnd der damahliger Probst Helmicus geheissen habe.

Im Jahr 1388. als Herr Friederich vnd Henrich / Gebrüdere / Hertzoge zu Braunschweig vnd Lüneburg / mit Hertzog Wentzeln zu Sachsen im Krieg begriffen gewesen / vnd die Schlacht bey Winsen an der Aller geschehen / ist das Closter Isenhagen abermal abgebrant / gleichwol durch Christlicher Hertzen milde Beysteur so fort wieder auffgebawet.

Es ist zwar dieser Ort in der Heyde gelegen / wird gleichwol an Rokken / Habern vnd Buchweitzen die Notturfft daselbst gebawet. Der Isestrom so dabey herfliesset / gibt auch feine Fische vnd Krebse. Eine viertheil Meil von dem Closterhofe seyn zwey Höltzer / als das Emmerholtz vnd der Löwe / zimlicher grösse.

Anno 1540. als Margaretha von Boldessem Aebtissin daselbst gewesen / ist das Closter von den Päpstischen Irrthumben reformiret / vnd der Gottesdienst nach der Augspurgischen Bekantnuß darin angeordnet. Darauff besagte Aebtissin nacher Hildesheim sich begeben / vnd / dem Bericht nach / alle alte Briefe vnd Nachrichtungen mit sich hinweg genommen.


Jühnde.

Heutiges Tages im Fürstenthumb Calenberg ein Adelicher Sitz / den von Adelibsen zuständig / ligt zwischen Göttingen vnd Münden halben Weges / an einem zimblichen fruchtbaren Orte / vnd erhöheten Feldern / Ist hiebevor Gräflich Ebersteinisch Affterlehen gewesen / vnd mit selbiger Graffschafft in anno 1409. an das Fürstl. Hauß Braunschweig Lüneburg kommen.


Kirchberg.

Dieser Adelicher Sitz liget im Fürstenthumb Braunschweig Wulffenbüttel / zwischen dessen Aemptern Stauffenburg / Seesen / Gandersheim / vnd dem Hartzwalde / an einem lustigen frischen Hartzbache / die Marckaw geheissen / so darab balden in den Fluß Nette einfället / vnd damit auff die Statt Bockenheimb abfleusset. Nicht weit vor vnd vom Hause Kirchberg Westwertz / liget auff einem kleinen Hügel eine alte feine Landkirche / S. Martino Sacra, daran jetziger Gerichtsherr vnd Patron der von Campen / mit zuthun der eingepfarrten Vnterthanen / Anno 1645. vnd 1646. einen newen steinern Glockthurn von Grund auff erbawet / vermuhtlich hat wegen jetztgedachter nähe vnd höhe der Kirchen / der Sitz seinen Nahmen Kirchbergen erlanget.

Jetztbemeltes Hauß / ligt in der nähe befindlicher Bächen / Teichen / grünen Awen / vnd anstossender kleinen Feldhöltzer / deß Silberthales vnd Braunlades halber / nicht an vnlustigem Orte / mit zimlichen Haußgraben verwahret. Das Wohnhauß hat der von Campen von grund auß An. 1625. neu gebauet / auch auff dem Vorwercks

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)