Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 216.jpg

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Leuenfurt.

Ein Fürstliches Ampthauß / vnd Flecken dabey / in der Graffschafft Diepholtz gelegen / in einem Morasse. Das Hauß hat hiebevor feine Gebäwe gehabt / ist auch nebenst dem Flecken / mit einem gedoppelten Wassergraben / vnd dazwischen gelegenem Wall vmbgeben gewesen. Es ist aber bey gewährtem vnseligen Kriegswesen / von den kriegenden Partheyen dermassen offt eingenommen / vnd wieder verlohren / die Festung niedergerissen / vnd wieder erbawet / auch das Flecken geplündert / vnd eingeäschert worden / daß dergleichen wenig Orten in Teutschland wiederfahren / vnd dahero die Schloßgebäwe vnd Wercke in grossen Abgang kommen.

Vnfern von diesem Flecken befindet sich ein stehender See / der Dümmer-See genant / so in die länge bey drey Vierteil Weges / vnd in die breite eine halbe Meil hat / vnd zimlich fischreich ist. Es ist eine alte Tradition / ob solte dieser See zu Zeiten Keyser Carlen deß Grossen entstanden seyn / auß Einäscherung eines Tannen Gehöltzes vnd Mohres / davon die Asche bey eingefallenem Winter vnd Regenwetter außgeflossen / vnd darauß ein See worden sey.


Liebenau.

Ein Gräflich Hoysches Ampthauß vnd Flecken / etwa ein par Büchsenschüsse von dem Weserstrom / zwischen Nienberg vnd Stoltzenau gelegen. In alten geschriebenen Chronicken wird vermeldet / daß Bischoff Wilhelm zu Minden / im Jahr 1242. ein Hauß vnd Vestung / das Newe Hauß genant / an der Weser gebawet / welches die Grafen von der Hoya / Johann vnd Gerhard / bey Zeiten Hertzog Ludwigen / deß neun vnd dreissigsten Bischoffs zu Minden / eingenommen / zu grund abgebrochen / vnd dieses Hauß Liebenau wiederumb davon erbawet.

Das Flecken wird durch einen Strom / die Awe genant / welcher mitten herdurch streichet / in zween Theile / deren eins an der Nordseiten Liebenau / das andere an der Süderseiten Burgtorff genant wird / vnterschieden.

Im Jahr 1627. hat es der Dennemärckischer Obrister Limpach / Commendant zu Nienburg / einäschern lassen / ist aber nunmehr meistentheils wieder erbawet.


Liechtenberg.

Das Fürstliche Braunschweigische Wolffenbüttelische Ampt-Hauß Liechtenberg / ist zwo Meile von der Residentz Vestung Wolffenbüttel gelegen / vnd ist das alte Schloß / oder der alte Liechtenberg / auff einem fast hohen Berge / woselbst man weit vnd breit von allen seiten hat vmb sich sehen können / gebawet / vnd vor Jahren ein starckes Bergschloß vnd Vestung gewesen / zumahl nicht allein Anno 1182. Keyser Friederich Barbarossa diese Vestung Hertzogen Henrichen dem Löwen mit Gewalt vnd grosser Mühe abgenommen; sondern auch in den folgenden Seculis ist dieses Berghauß vnterschiedlich belagert: Anno 1552. aber ist dasselbe / wie Marggraff Albrecht das Land Braunschweig durchheeret / von Graff Volrad von Mansfeld gantz verbrant / die Mauren auch im folgenden Jahre niedergerissen / vnd der

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)