Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 224.jpg

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Sonsten ist das Hauß belegen nicht weit von dem Holtze / der Elm genant / gegen über vff einem Hügel / in einer sehr lustigen gegend / zum Hause gehöret Jagt- vnd Brawgerechtigkeit / hat die Schäfferey / vnd eine feine Gehöltzung / imgleichen Fischerey / Teiche / nohttürfftige Hopffengärten / gute Gräferey / vnd Wiesewachs / zwey eigene Mühlen / vnd einen Kupfferhammer / die Pulver- vnd Bockemühle ist durch Verwahrlosung im Fewer für Jahren vffgangen / stehet aber wieder anzulegen / vnd zu dem Hause gehöret das daran ligende Dorff / mit aller Zubehörung. Der herumb gelegene Acker ist von zimlicher Fruchtbarkeit / gehöret allesampt dem Ordenshause zu / vnd müssen die beywohnende Vnterthanen vnd Bediente deß Hauses / so von der Länderey etwas bestellen wollen / dem Hause Zinse davon geben.

Anno 1626. haben sich etliche Parteyen von den Keyserlichen auffs Hauß gelegt / vnd wie die Königl. Dännemärckischen / so in der Vestung Wulffenbüttel / eine Meil weges von hie / solches verkundschaffet / ist von ihnen ein Versuch gethan / dieselben zu überfallen / seynd auch zwar biß ins Vorwerck vnd dessen Platz / aber nicht vffs Hauß gekommen / über welchem Tumult / schiessen vnd lermen / auch weil die Königl. Dennemärckischen vnverrichteter Sache abmarchiren müssen / das gantze Vorwerck im Fewer vffgangen / dem Residentzhause / den Scheunen vnd Stallungen aber / GOtt lob / kein Schade geschehen.


Lüneburg.

Die Beschreibung dieser Hauptstatt deß Hertzogthumbs Lüneburg ordentlich zu werck zu richten / wird von dreyen Stücken / darin sich der Ort von ihm selber abtheilet / gehandelt werden müssen / Als 1. von dem Kalchberge / 2. von der Statt / vnd zum 3. von dem Kloster zu S. Michaelis.

Der Kalchberg ist ein zimlicher hoher von lauterm Kalch bestehender Berg / an der Nordseiten der Statt gelegen / darauff vor Zeiten eine Burg oder Schloß / wie auch ein Benedictiner Kloster gestanden. Die alten Sächsischen Zeitbücher wollen dem Ersten Römischen Keyser / C. Julio andichten / daß Er bey seinem in Teutschland vorgenommenen Kriegszuge / einsmals bey nächtlicher weile / im Mondenschein / an einen hohen Berg kommen sey / vnd auff demselben (wie er zuvor den andern himlischen Planeten / als seinen Göttern gethan) auch dem siebenden Planeten Lunae (dem Monden) zu Ehren eine Seule / mit dem Bilde eines halben Monden / soll auffgerichtet haben / gestalt solches Bilde bey dem Dressero in Chronico Saxoniae p. m. 43. abgemahlet zu sehen. Von diesem Bilde soll der Berg zu erst den Nahmen bekommen haben / daß er Lüneburg geheissen. Es ist aber diese Erzehlung schon vorlangst von den Gelehrten für ein altes Münchengedicht gehalten worden / sintemaln bekant / (Caesar. commentar. de bell. Gall. lib. 4. c. 18. Sueton. in Caesare c. 25.) daß C. Julius Caesar weiter nicht in Teutschland kommen / als daß er bey Cölln über den Rhein gesetzet / etwan 18. Tage lang in der gegend sich auffgehalten / vnd hernach wieder zurück gewendet.

Eben deß Schlages ist / was von etzlichen geschrieben wird / ob hätte Keyser Carl der Grosse / Vberwinder der Sachsen / diese Julius-Burg zerstöret. Die Annales Francici, vnd andere / welche dieses Keysers Leben vnd Thaten beschreiben / melden davon nichts. Crancius Mertop. lib. 3. cap. 19. et Saxon. lib. 4. cap. 16. berichtet beständig / daß Herman / Hertzog zu Sachsen / das Schloß oder Burg auff diesem Berge erbawet / welchem Meibomius in historia Bardevici, vnd andere ins gemein folgen. Etliche aber vermeynen / es sey dieses Schloß viel älter / vnd schon vor

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1654/1658, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_224.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)