Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 241.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Meinersen.

Ein Fürstliches Lüneburgisches Ampt-Hauß / zwischen Zell vnd Braunschweig / an dem Okerstrom gelegen. Ist mit feinen Gebäuen / welche mehrentheils innerhalb hundert Jahren auffgerichtet / versehen / auch mit einem kleinen Walle vnd Wassergraben vmbgeben. Besagter Okerstrom wird daselbst durch einen starcken noch neulich mit grosser Mühe vnd Kosten auß dem Grunde new erbaweten Vberfall / auff die vnweit von dem Hause gelegene Mühle gezwungen / vnd also in zween Ströme / die sich nahe beym Vorwercke wiederumb vereinigen / geleitet.

In dem Fürstlichen archivo zu Zell findet sich Nachricht / daß Hertzog Magnus mit der Ketten zu Braunschweig Lüneburg / Thomassen von Roteleben mit diesem Hause Zeit seines Lebens belehnet / im Jahr Christi 1364. Es ist aber bald hernacher zum Falle vnd an die Landesfürsten wieder kommen. Nach beschehener Landestheilung von besagten Hertzog Magni Nachkommen / ist dieses Fürstliche Ampt dem Fürstenthumb Braunschweig Wolfenbüttelischen Theils angehörig gewesen. Hertzog Heinrich zu Lüneburg aber hat es durch einen getroffenen Wechsel mit Hertzog Heinrichen vnd Erichen zu Braunschweig Lüneburg / sampt andern Orten / wiederumb an das Fürstenthumb Lüneburg bracht / anno Christi 1512.


Closter Michaelstein.

Das Closter Michaelstein in der Graffschafft Blanckenburg / hat daher den Nahmen vnd seinen Vrsprung gewonnen: Es hat in der Graffschafft Blanckenburg in dem Hartzwalde / vor etlichen hundert Jahren / auff einer fast hohen Klippen / vnter welcher ein Crystall klarer Brunn / auß einem schönen Gewölbe herfür quellet / ein Einsiedler oder Kläußner / Volcmarus genant / ein Oratorium gebawet / vnd weil er ein strenges Leben mit beten vnd fasten geführet / hat man Ihn heilig gehalten / vnd S. Volcmar, vnd die Cluß von S. Volcmar genant / diese Cluß hat sich von Jahren zu Jahren gebessert / vnd haben sich mehr Brüder dahin begeben.

Dazu dann viel geholffen / einmahl / daß S. Volckmar auß sonderlicher Schickung Gottes / nahe bey der Cluß einen schönen Marmelsteinen Bruch gefunden / welcher häuffig verkaufft / vnd darauß viel Geldes gelöset worden / (dieser Anbruch hat sich endlich verlohren / vnd findet man nur noch geringe Anzeigung davon) darzu auch dieses kommen / daß daselbst in die Ehre deß Ertz-Engels Michaelis eine Kirche gestifftet / vnd dieselbe die Keyserin Mechtildiß / Keysers Henrici Aucupis Gemahlin / mit vielen Gütern zu Riperingisrode / welches der gemeine Mann Ripperode nennet / vnd ein Dorff nicht weit von S. Volckmar / auff dem Hartz gewesen / Imgleichen ihr Herr Sohn / Keyser Otto der Erste / mit den Gütern zu Ermingerode / welches vulgò Engerode genennet wird / vnd ebenmässig in der nähe gelegen / reichlich dotiret vnd begabet haben / Inmassen allegirtes Keyserl. diploma de anno 956. Non. Decemb. solches sattsam bezeuget.

Nach S. Volckmars Tode / haben seine Brüder von Jungfrawen Marien Grabe (dadurch viel Kranckheiten zu curiren) viel Geldes gelöset / vnd seyn reich worden / hingegen aber von den Hartzraubern an dem Ort fast nicht sicher seyn können. Derhalben sie auff Anleitung zweyer Brüder / auß dem Closter Rieffenstein / mit Raht Rudolphi Episcopi Halberstadensis, vnd Beatricis, Abtissin zu Quedlinburg / vnd Graff Burchards zu Blanckenburg

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)