Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 261.jpg

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Brunone zu Sachsen / wie droben erwehnet / anfänglich erbawet worden.

Von diesen Hertzogen zu Sachsen haben die Grafen zu Lutterberg die Statt Osteroda zu Lehn gehabt / (gestalt sich auch dieselbe Herren zu Osteroda geschrieben) vnd besessen / biß auff das Jahr 1143. in welchem Herman / Graff zu Lutterberg / Herr zu Osterode / vnd Edler Voigt zu Pölde / Graff Cunonis Sohn / verstorben / vnd zu Pölde in die Gräfl. Capell begraben worden.

Dieweil nun dieser Graff Herman in dieser Lini der Letzte gewesen / vnd die anderen Grafen auß der gesampten Lehn kommen / haben Hertzog Heinrichen zu Sachsen vnd Beyren / welcher hernach der Löwe zugenant / Vormündere / (dann vmb diese Zeit hochgedachter Hertzog nur 7. Jahr alt gewesen) der Statt Göttingen anbefohlen / daß sie ohngesäumbt Osteroda / Hertzberg / Rotenberg / mit aller derselben Zubehörung einnehmen / vnd besetzen solten / welches dann auch geschehen / vnd ist also dieser Theil der Graffschafft Lutterberg in obbemeltem Jahr an die Fürsten zu Sachsen hinwieder zugefallen.

Hertzog Heinrich der Löwe ist auff dem alten Schloß zu Osteroda zu Zeiten gewesen / ab vnd zu geritten / hat aber dieser Oerter keine beständige Hoffhaltung angestellet.

Ist also die Statt Osteroda dem Hertzogen zu Sachsen / nach dem sich der Titul geändert / vnd auß der Herrschafft Braunschweig vnd Lüneburg von dem Keyser Friderico, dem Andern dieses Nahmens / ein Hertzogthumb gemacht / vnd Hertzog Otto / zugenant das Kind / damit belehnet worden / dem Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg verblieben.

Hertzog Heinrich der Wunderliche / welcher der Erste gewesen / so sich Hertzogen zu Grubenhagen genennet / hat zum Grubenhagen seine Hoffhaltung angestellet / zu Zeiten auch zu Osteroda auff der alten Burg Hoff gehalten.

Von der Zeit an / daß das Fürstenthumb Grubenhagen bey den Herren Hertzogen Zellischer Linie gewesen / ist zu Osteroda die Fürstl. Cantzeley angerichtet / vnd das Fürstenthumb Grubenhagen durch daselbst bestalte Land-Drosten vnd RegierungsRähte administriret worden.

Die Statt Osteroda ist Anno 1545. in der Nacht S. Aegidii, biß auff 28. Häuser / vnd Closter S. Jacobi, gantz außgebrant / nach der Hand aber durch Gottes Gnade gebawet / vnd bey vielen gefährlichen Zeiten bey erträglichem Wolwesen biß annoch erhalten worden.


Ottenstein.

Ist ein Fürstl. Ampthauß deß Fürstenthumbs Braunschweig Wolffenbüttel / vnd vor langen Jahren von einem Grafen von Eberstein / genant Otto / erbawet / vnd dahero der Ottenstein genennet worden.

Das Flecken Ottenstein ist Anno 1571. die Nacht post Dominicam Palmarum, ohne das Ampthauß / gantz abgebrant / hernachmals aber allgemählich wieder erbawet worden.

Anno 1637. den 16. Sontag post Trinitatis, ist die vornehmste Mannschafft zum Ottenstein / nach dem sie ihr von den Schnaphanen ihnen abgeraubtes Viehe verfolgen wollen / im Stifft Paderborn / nicht weit von Kollerbeck / von den Schnaphanen erschlagen worden.

Anno 1640. den 22. Augusti / ist Ottenstein von den Croaten in Brant gesteckt / dadurch dann 70. Häuser / nebst dem Pfarr vnd Schulhause abgebrant / vnd endlich hierauff / in dem so lange vnd verderblichen Krieges-Vnwesen / gantz ruiniret worden.

Sonsten ist dieses Ampthauß Ottenstein an einem zimlichen lustigen vnd gesunden Ort gelegen / der jedoch vielmehr bequemlich zur guten Viehezucht / als Geträydig zu zeugen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)