Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 267.jpg

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Hertzogen niedersteigender Mannstamm / wie oben bereits angeführet worden / erloschen) allemahl verblieben / Nachmaln aber denen jure sanguinis et ex providentia majorum succedirenden Fürstl. Herren agnatis angefallen / welche dann auch solches alles / auff gewisse / vnter Ihnen verglichene masse in communione bißhero behalten haben.

Von erster Erfindung dieser Bergwercke / als nach der Geburt vnsers Seligmachers Christi 972. biß 1653. seynd 681. Jahr.

Es wird von diesem Bergwercke geschrieben / daß wie es bey dem ersten Auffnehmen erbawet / es allhier sehr reiche Ertze gehabt / Als aber durch Gottes Verhängnuß obgedachter Bruch im Berge geschehen / hat man / nach dem es wieder auffgenommen / vnd biß auff jetzige Zeit / dergleichen Ertze noch nicht wieder angetroffen / noch gefunden.

Die alten Bergverständigen haben davor gehalten / daß im Rammelsberge das Ertz nicht also zu Gange streiche / wie bey andern Bergwercken / besondern es sey ein gantzer Stock / damit GOtt der Allmächtige diesen Ort Landes gesegnet / worauff die Alten vor etzlich hundert Jahren gesuncken / vnd denselben verhawen / daß der Alteman noch biß diesen heutigen Tag nicht mögen abgeweltiget werden. Dasselbige Ertz ist sehr feste / daß es mit Gezaw nicht gewonnen werden / noch ihm mit Pulver Abbruch geschehen kan / ob es schon auff allerley art versuchet / besondern wird mit Fewer besetzet / derhalben dero behueff es viel Setzholtzes erfodert / welches auff der Ocker auß dem Hartz geflösset / vnd dann mit Wagen für die Gruben geführet wird / von solchem Fewersetzen ist die Hitze so starck in den Gruben / daß die Arbeiter ihre Arbeit nacket verrichten / vnd müssen die Bergleute grosse Gefahr an ihrer Arbeit außstehen.

Als nun in den Gruben sich viel Wassers findet / so hin vnd wieder auß den Klüfften entspringet / solche mit Künsten zu Tage außzuheben vnmüglich / seyn mit grossen Vnkosten 2. Stollen in den Berg getrieben / der obere / über welchem die Künste hängen / hat sein Mundloch vor dem Claußthor der Statt Goßlar / darauff hat das Wasser / welches auß einem Teiche / durch einen Wasserlauff auff die Kunsträder geführet wird / seinen Außgang / Der ander Stolle bringet 20. Lachter mehr teuffe / als der obere Stolle ein / dessen Mundloch ist vor dem Breiten Thor der Statt Goßlar / auff diesen Stolln heben die Künste die Grundwasser / vnd haben darauff ihren Außfluß.

Dieses Wasser ist sehr scharff vnd Victrilisch / daß es den Bergleuten Kleider vnd Schuh zerfrisst. Vor Jahren hat man in den Tieffsten Sümpfe gehabt / darein das Wasser gefallen / wann man in solche Sümpfe eisern Stäbe gelegt / hat das Wasser das Eisen verzehret / vnd sich herumb eine materi gleich einem Rost gesetzt / welcher endlich zu gutem Kupffer worden / vnd man das annoch übrige Eisen herauß ziehen können / als ein Schwert auß der Scheiden.

Diese Oerter aber seyn in dem letzten Kriegeswesen / als der Bergbaw vmb das Jahr 1626. nicht allerdings fortgesetzet werden können / verbrochen. Da dieses Wasser durch den Stolln fleusst / setzet sich am Gezimmer vnd in der Wassersteige[1] ein gelber Schlamm / auß welchem braune vnd rohte Farbe gemachet wird / man nennet es Ockergelb. Wo dieses Wasser in andere Wasser kompt / da kan kein Fisch bleiben / wie in der Abzucht vor Goßlar / vnd da solche ferner in die Ocker fleusst / ein zimlich theil weges zu sehen.

In etzlich hundert Jahren ist auß diesem Berge eine grosse Anzahl Ertz gefodert / vnd werden bey 40. Hütten / nach Außweisung der Schlackenhallen / die sich im Hartz / vor dem Hartz / im Stifft Halberstatt / in der Graffschafft Hohenstein / vnd Fürstenthumb Grubenhagen befinden / gezehlet / die alle bey alten Zeiten vmbgangen / worauß abzunehmen / daß vor 200. vnd mehr Jahren der Bergbaw viel stärcker getrieben / als anjetzo.

Auß dem Rammelsbergischen Ertz werden folgende Metallen gemachet:

Anmerkungen

  1. Vorlage: Wasserseige
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)