Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 273.jpg

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nachgetrucket / deß gantzen Schlosses bemächtiget. Der Grafe ist aber von dem Frawenzimmer in ein Bette genähet / vnd durch ein enges Loch herab gelassen worden / da er sich dann loßgeschnitten / vnd davon kommen.


Remlingen.

Der Adeliche Sitz Remlingen ist Anno 1589. von dem damahligen Fürstlichen Braunschweigischen Berghauptmanne / Georg Engelhard von Löhneisen / auff Italianische Manier / mit einem flachen Dache erbawet / auch mit einer weiten guten Ringmawr / darin dreissig Morgen Acker / ein sehr schöner Baumgarte / vnd drey Teiche mit begriffen / vmbgeben worden. Es hat auch gemelter Berghauptman / als ein sonderlicher Liebhaber guter Künste / an diesem Ort mit grossen Vnkosten eine eigene Truckerey anrichten / auch vnterschiedliche grosse Bücher / mit sonderlichen guten Letteren / allhie zu Remlingen trucken lassen / wiewol doch in dem Kriegswesen / bey Außplünderung dieses Hauses / auch die Truckerey / sampt aller Gereitschafft / mit in die Rappuse kommen / vnd gar vernichtet worden.

Es ligt dieser Adelicher Hoff an einem sehr bequemen / anmuhtigen / lustigen Ort / hat zimlich guten Acker / an einer seiten das gebergichte Holtz die Asse / an der andern seite ein schön flach Feld / gehöret vnter das Ampt Wolffenbüttel / vnd ist von der Fürstlichen Residentz Wolffenbüttel eine Meil weges abgelegen.


Rethemb.

Ein Fürstl. Lüneburgisches Amgthauß / sampt einem Stättlein dabey. Das Hauß ist ein altes Gebäw / ins gevierdte auffgerichtet / vnd in vier Stockwercken bestehend / deren eins fast hoch ist / vnd sehr dicke Mauren biß an das Dach hat. Ist aber bey diesem Kriegswesen sehr ruiniret.

Die gegend dieses Ortes ist zimlich fruchtbar / also daß das Land allerhand Korn zur Marsch vnd Geist tragen / auch groß vnd klein Vieh seine Nahrung daselbst haben kan. Neben dem fleusset der Allerstrom / so ein Schiff- vnd Fischreich Wasser / dabey her.

Es hat das Stättlein dreyerley Einwohner / als die Bürger / Ampts Vorbürger / vnd Junckern Vorbürger. Massen zehen Adeliche Geschlechter ihre freye Adeliche Burghöfe darinnen haben. Bey gewesenen letzten Kriegszeiten hat dieser Ort viel außstehen müssen.


Retmershausen.

Ligt im Fürstenthumb Calenberg / an den Eichsfeldischen Grentzen / zwo Meil von Göttingen / nacher Duderstatt / vnter dem Hause Niedeck / ist nurt über das Vorwerck von dem Hause ein schöner steinern Stock gegen Morgen fertig / zu dem andern der Grund geleget / so die von Kerßlingeroda / so sonst die Heisen genennet worden / zu bawen angefangen. Als der letzte dieses Geschlechts / Otto Christoff / vor wenig Jahren verstorben / ist selbiges dem Lehen vnd Landesfürsten / Herrn Hertzogen zu Braunschweig Lüneburg / Calenbergischen Theils / eröffnet.

Die gegend / do diß Hauß vnd dazu gehörige Dorffschafften belegen / nennet man vff der Garte / oder die Gartendörffer / von wegen deß Flusses die Garte genant / so deß Orts herfliesset.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)