Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 277.jpg

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Ehrenfried in Thüringen zu Hülff geruffen / die Statt Scheidungen an der Vnstrut erobert / vnd ihnen / den Sachsen / für solchen Beystand ein gut theil Landes am Hartze eingeraumet worden / sich zum Rödigershagen niedergelassen / vnd daselbst zum Hagen oder Hain / nach Thüringischer Außrede / zwey Adeliche Sitze oder Häuser / deren eines der Ober- vnd das andere der Vnterwall genennet worden / erbawet. Wie aber ermelte von Hagen mit der Statt Mühlhausen / woselbsten sie in der Vorstatt auch eine Burg / so die Hayenerburg / oder weil es ein Reichslehen gewesen / Castrum Imperiale genant worden / gehabt / vmb deß willen / daß die Bürger auß ermelter Statt sothane Burg in den grund hernieder gerissen / in eine Fehde / die Bürger aber dahero in Keyserliche Acht gerahten / da haben die duodecim pacis terrae Thuringiae conservatores, erstlich den Obernwall zum Hagen mit List erstiegen / vnd geschleifft / in dem andern aber die Gebrüdere / Heinrichen vnd Dieterichen von Hagen / derogestalt belagert vnd geängstiget / daß sie denselben den 12. Octobris, Anno 1315. auffgeben müssen.

Ob nun wol nach Zerstörung obgedachter beyden Adelichen Sitze / die von Hagen zu Gerteroda vnd Düna andere Adeliche Wohnungen erbawet / vnd keiner sich wieder zum Hagen gesetzt. So hat doch Anno 1590. Hanß von Hagen / Christoff seel. Sohn / zu Düna / das jetzige Hauß / so noch stehet / zu bawen angefangen / dessen Bruder Christoph von Hagen aber (weil Hanß ohne Männliche Erben verstorben) ferner in viereckter form außgebawet / vnd nicht auff die alte Stelle / sondern etwas darunter gesetzet / von der alten Burg aber ist nur noch der Grabe / vnd ein stück einer alten Maur / welches ein Gefängnuß gewesen seyn soll / zu sehen.

Nun ist zwar von gemeltem Christoph von Hagen auff diß Hauß viel verwendet / vnd ein schöner Lustgarte / mit Wasserkünsten gezieret / dabey erbawet / aber durch vorgewesene turbas bellicas, ist so wol das Hauß als Garte / mächtig verwüstet worden.

Das Hauß vnd Dorff ist gegen Mittag situiret / an dem Fuß deß Berges / Düne genant / welcher Berg nach etlicher Meynung / in der Heydenschafft von der Diana, deren Tempel an einem theil Berges / der Wallingsberg genant / gestanden / vnd im Maintzischen territorio gelegen / den Nahmen bekommen haben soll. Dieser Berg Düne erstrecket sich durch vieler Herren Territoria hindurch / biß auff die Sachsenburg / in die 12. Teutsche Meilen lang / entspringen auch daran viel schöne Quellen / von welchen auch eine im Dorffe Rödigershagen / auß welchem nicht allein das Wasser in den Adelichen Sitz vnd den Garten geleitet wird / sondern es hat auch ein am Hause gewesenes Wasserrad von 28. Schuhen hoch / welches 2. Mühlgänge getrieben / aber jetzo ruiniret ist / ganghafft erhalten / Im Felde aber herumb hat es hin vnd wider viel frische Schmerlein gebende Wasser / vnd sonst allenthalben schöne lustige Wiesen vnd Rasen / welche mit Ellernbäumen vmbgeben sind.


Roßtrapp.

Dieses ist ein wunderbahrer vnd fast schröcklicher Ort / in der Graffschafft Blanckenburg Reinstein / wie in etwas ab beygefügtem Kupfferstücke zu ersehen; Die völlige Beschreibung desselben / kan der Leser in der General Beschreibung der Graffschafft Blanckenburg vnd Reinstein / so zu Anfang dieses Buches zu finden / nachschlagen / vnd daselbst mit mehrem vernehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)