Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 297.jpg

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wie dann auch der genius loci diesen Ort sonderlich beruffen vnd bekant gemacht hat.

Das mitten durchfliessende Wasser wird innerhalb der Statt die Schifffahrt: vnd ausserhalb die Altenau genant / gibet wegen seiner Gelindigkeit ein gesundes weisses vnd braunes Bier / von welchem auch die meisten Bürger ihre Nahrung haben.


Seesen / Ampthauß.

Das Fürstliche Wolfenbüttelsche Ampthauß Seesen / ist eines von den ältisten Ampthäusern / vnd annoch in zimlichen Gebäwden vnd Zustande / hat ohnzweifelich den Nahmen von einer dabey stehenden See / wie dann in alten Documenten vnd Briefen man Seehausen vnd Seesen findet. Es ist diese stehende See an der tieffe fast nicht zu ergründen. Es hat der Löbliche Fürst Hertzog Heinrich Julius zu Braunschweig vnd Lüneburg / hochseligsten Angedenckens / für 40. vnd mehr Jahren / vmb die Beschaffenheit (weil viel fabulirens davon gewesen) zu erfahren / dieselbe abgraben lassen wollen / Nach dem aber das Wasser etzliche / vnd zwar viele Lachter abgelauffen / vnd doch noch kein Grund zu finden gewesen / sind eine ganze Riege Häuser / vnten an S. Viti Thor / in dem sincken hernach gefolget / wodurch man verspüret / daß der grund deß Orts vffm Wasser stehen müsse. Vnd ob wol drauff mit weiterm abgraben nachgelassen / vnd die See wieder gestawet worden / ist doch solche Riege Häuser (so in anno 1615. abgebrant) nicht wieder gantz gleich zu stehen kommen.

Es ist diß Ampthauß in diesen KriegsJahren offt vnd vielmals ruiniret / auch in anno 1615. an einer Seiten ein Gebäwde gantz weggebrant.

Sonst hat Hertzog Heinrich Julius zu Braunschweig vnd Lüneburg / p. m. in anno 1603. et 1605. vor dem Ampte 2. schöne Jägerhäuser vffbawen lassen / so annoch in gutem Stande.

Nahe vmb Seesen sind vnterschiedliche feste Raubschlösser vor Jahren gelegen / auch vnter andern eins vff dem Hause zum Schildberge / davon noch alte Gewölbe vnd Mauerwerck verhanden vnd zu sehen ist.


Sicke.

Ein Gräfliches Ampthauß vnd Flecken dabey / in der Ober-Graffschafft Hoya belegen. Das Hauß ist vor diesem mit hohen Wällen / Brustwehren / vnd tieffen Wassergraben zimlich befestiget / auch mit Geschütz versehen gewesen. Weil aber bey vorgewesenen Kriegsläufften / durch die stättige Besatzung / vnd Vmbwechslung der kriegenden Theilen / dem Ampt darauß viel Schaden geschehen / so ist die Vestung im Jahr 1633. auff Verordnung der Landesfürstlichen Obrigkeit / eingerissen vnd geschleiffet worden. Die Gebäwe seyn zwar noch verhanden / aber alt / vnd durch die Besatzungen vnd frembde Völcker sehr verderbet.

Das Flecken ist bey den Kriegszeiten / sampt der Kirchen vnd Schulen / abgebrant / nunmehr aber mehrentheils auffs newe wieder gebawet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_297.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)