Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 301.jpg

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Steterburg / Closter.

An dem Orte / da jetzund die rudera deß Jungfern-Closters Steterburg annoch stehen / hat vormals ein gewaltiges Schloß gelegen. Dann als der wütrige Tyrann / vnd Christenfeind Attila, der Hunnen König / nach dem er viel Länder durchstreifft / verheert vnd verwüstet / mit einer großen menge Barbarisches Volcks dieser Oerter sich auch sehen lassen / vnd sein Mühtlein an den Sachsen kühlen wollen / vnd die Kriegsleute / so auff Steterburg in Besatzung lagen / mit gantzer Macht herauß gefallen / haben das Heydnische Volck in die Flucht gebracht / viel davon erschlagen / vnd sey er / der Tyrann vnd Bluthund / Attila selbst / mit Noht selbst sieben davon kommen / wie hievon nicht allein Nachrichtung in deß Closters Chronicken / sondern auch in den ältisten Geschichtbüchern verhanden.

Als nach Christi Geburt im Ein tausenten Jahre / deß Graffen Altmanni von Olßburg Gemahlin / Fraw Heidewig / mit ihrer Tochter Fredecunda, auff ihr festes Schloß Steterburg sich begeben / haben damals hochgedachte Fraw Heidewig / vnd ihre Tochter Fredecunda, auß selbigem Schloß Steterburg ein Geistlich Jungfern Stifft gemacht / dasselbe darnach aptirt vnd außgebawet / vnd ist zu Zeiten deß Bischoffs zu Hildesheim / Berenwartii, so solche Fundation / vnd das gantze Closter in die Ehre Gottes gewidmet / das Closter gantz stattlich privilegirt vnd befreyet worden. Die beyden Fundatrices, als die Tochter Fredecunda, ist Anno tausent achtzig vnd ein / wie auch nachgehends die Mutter Heidewig / Anno tausent ein hundert vnd sieben verstorben / vnd in diesem Closter begraben worden.

Anno 1542. im Augusto, ist das Closter Steterburg von der Statt Braunschweig mit Heerskrafft überzogen / mit Gewalt eingenommen / die Kirchen darin die Altaria / Tauffstein / Chor vnd Orgeln / gantz zerbrochen / zurissen vnd zerschlagen / das Heiligthumb geunwürdiget / violiret / in die Bilder gewütet / die Toden vnChristlicher weise / in deme sie auch der Fürstl. verstorbenen Cörper / so daselbst begraben gewesen / nicht verschonet / auß den Gräbern geworffen / Kelche / Monstrantien / Meßgewand / vnd ander Kirchengezierde / auch sonsten allen verhandenen Vorraht an Haußraht / Viehe groß vnd klein / Korn vnd ander Gewächs mit Gewalt weggenommen / vnd in die Statt gebracht / vnd also das schöne Closter gantz demoliret vnd zerstöret. Worüber die Statt Braunschweig in grosse Vngelegenheit gerahten / vnd zur Straff das Closter wieder vffbawen / vnd in vorigen Stand bringen müssen.

Anno 1626. den 16. Augusti / als der König in Dennemarck von dem Keyserl. General Graff Tylli vor Lutter am Bahrenberge geschlagen / vnd die Königl. Dennemärckische Völcker / nach der Schlacht / sich in die Vestung Wolffenbüttel gelegt / ein Jahr vnd etzliche Wochen darin gelegen / Graff Philip von Solms / wegen deß Königs von Dennemarck das Commando gehabt / vnd wie der Keyserl. General Pappenheim die Vestung mit seiner vnterhabenden Armee / Anno 1627. wiederumb belagert / hat gemelter Graff von Solm / durch seine Königl. Officirer vnd Soldaten / dieses Closter / welches mit vielen stattlichen ansehnlichen Gebäuden versehen vnd gezieret / vor erst außgeplündert / vnd hernach / sampt vielen Dörffern vmbher / in Brant gesteckt / gantz vnd gar / wie es leider der Augenschein annoch darthut / in die Asche gelegt / vnd verödet.

Kurtz hernach / in selbigem 1627. Jahr / im December / als die Königl. Dennemärckische die Fürstl. Residentz Vestunung Wolfenbüttel verlassen / vnd der Keyserl. General Pappenheim mit seinen Völckern wieder darin gezogen / dieselbe hernach besetzet / vnd selbige Keyserl. Guarnison / welche von Anno 1627. biß 1643. den 13. September

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_301.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)