Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 304.jpg

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da Sie außgezogen / darin beharrlich verblieben / vnter solcher Zeit deß Closters stattliche vnd reiche Höltzung überall in grund gantz niedergehawen / vnd in die Vestung geschleppet / wie auch Obstbäume / Gärten / dadurch dann ein vnschätzlicher vnd vnreparirlicher Schade vnd Verwüstung dem Closter zugezogen worden.

Anno 1641. wie die Fürstliche Vestung Wolfenbüttel von vnterschiedlichen Völckern belagert / die Lager geschlagen / geschantzet / vnd sich ins Feld gesetzet / alles Viehe groß vnd klein / hin vnd wieder / worunter auch deß Closters Viehe mit begriffen / weggeraubet / vnd ins Lager gejaget / ist das Gebäude / vnd was am Closter wieder vffgebawet gewesen / wie auch alle Gebäude vffs Closters Außhöfe Nörttem / gantz abgerissen / ins Lager geführet / verbrant / vnd alles in grund desoliret / ist auch damals das sehr harte blutige Treffen zwischen den Keyserl. sampt der Bayerschen / mit den Schwedischen vnd Alliirten Armeen / bey diesem Closter geschehen / woselbsten ein grausames Spectacul / wegen der vielen hin vnd wieder in den Büschen vnd Gehöltzungen sich gefundenen Menschenknochen / lange Zeit zu schawen gewesen.

Das Closter Steterburg ist / wie solches auch die verhandene rudera bezeugen müssen / in einer sehr lustigen gegend / mitten in seinen eigenen ansehnlichen fruchtbaren Ländereyen / Wiesen / Weyde / vnd Awen gelegen / hat vor sich in dem Prospect die Vestung Wolffenbüttel / vnd die Statt Braunschweig / gehöret auch zu dem Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel.


Steyerberg.

Ein Gräflich Ampthauß / sampt einem Flecken dabey / in der Ober-Graffschafft Hoya gelegen. Den verhandenen Nachrichtungen nach soll dieses Hauß von den Grafen zu Hallermund / oder wie andere wollen / von dem sieben vnd dreissigsten Bischoffe zu Minden / Ludolpho, im Jahr Christi 1304. erbawet seyn / vnd berichten alte Leute / daß sie von ihren Voreltern gehöret / es habe das Hauß zu anfang auff dem nechst vor dem Flecken gelegenen Sandberge / der Steinberg genant / gestanden / vnd davon den Nahmen bekommen / nachgehends aber sey es von den Grafen zur Hoya vnd Bruchhausen herunter genommen / vnd auff die ebene in das Morast / der Grund aber auff ein Schlingkwerck geleget worden / gestalt dann vorn am Eingange deß Hauses das Hoysche Wapen zu befinden. Es hat das Hauß einen Graben vmbher / auch vor diesem einen Wall gehabt / welcher aber niedergerissen / wie auch sonsten die Gebäwe bey gewesener Kriegs-Vnruhe von den Tyllischen Soldaten sehr verwüstet vnd verderbet worden. An beyden seiten / vnd vmb das Hauß fliesset ein Wasser / die Awe genant / welches für dem Hause über in zween Ströme getheilet / abfleusset / vnd verschiedene Mühlen daselbst treibet.

Das Flecken hat neben andern Häusern einen Adelichen Sitz / denen von Münchhausen zuständig / ist aber bey dem leidigen Kriegswesen übel zugerichtet / vnd nicht allein Zeit der Belagerung Nienburg vnd Stoltzenau / in anno 1625. ruinirt / geplündert / vnd verdorben / sondern auch im Jahr 1636. von den Schwedischen Völckern / vnter dem General Lesle mehrentheils in die Asche geleget / nunmehr aber in etwas wieder auffgebawet.

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)