Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 327.jpg

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Westerhoff.

Ein Fürstlich Calenbergisch Ampt am Vorhartze / eine Meil von Osteroda / gegen Westen / an einem lustigen Orte / hat stattliche Fischereyen / auch gute Weyde vnd Holtzunge / mit zimlichen Ackerbaw / daß ein guter Haußhalt allda nutzlich kan geführet werden.


Wigbrechtshausen.

Ist ein Fürstl. Calenbergisch Jungfern-Closter / vnter dem Fürstlichen Ampthause Brunstein / eine Meil von Northeimb / nach Gandersheimb belegen / hat vmb sich einen guten Ackerbau vnd Wiesenwachs / ist schon Anno 1030. vermüge Vrkunde / gestifftet gewesen.


Wickensen.

Das Fürstl. Braunschweig-Wolffenbüttelsche Ampthauß Wickensen / ist vormals / als das hohe Bergschloß vnd Hauß Homburg noch im Stande begriffen / nur ein Vorwerck gewesen / worauff das Getreyde eingeerndtet / vnd die Viehezucht gehalten worden / welches / nach dem die Herrschafft Homburg an das Hochlöbliche Hauß Braunschweig vnd Lüneburg gefallen / von Hertzog Heinrichen dem Jüngern angebawet / vnd zum Ampthause / mit zween von Steinen auffgeführten Häusern / gegen einander über / vnd feinen Fürstl. Gemächern aptiret worden. Anno 1639. ist vom jetzigen gnädigen Landesfürsten ein Gang / daß man von einem Hause zum andern füglich kommen kan / angelegt / vnd nunmehr gäntzlich verfertiget. Es ist auch dieses Ampthauß mit Vorwercken / Scheuren vnd Stallungen / so alle von Steinen auffgemauret / vnd mit Sollings Steinen bedeckt seyn / zimlich wol versehen.

Es ist sonst das nunmehr verfallene alte Hauß vnd Schloß Homburg auff einem hohen Berge gelegen / vnd vormals zimlich fest / vnd mit tieffen Graben vmbgeben gewesen / inmassen die alten annoch verhandene Mauren vff Homburg noch zimlich starck / auch daselbst noch zweene Keller / so noch gut vnd vnverfallen / verhanden / ist auch ein sehr tieffer Brunn auff diesem hohen Hause welcher zwar zimlich zugeworffen / jedoch wann man einen Stein annoch hinein wirfft / wehret es eine zimliche Zeit / ehe derselbe den grund erreichet / vnd den letzten Thon von sich gibt. Es ist vnter Homburg auch ein grosser kahler Gipsberg / woruff man vom Berge werts gleich vffgehen / doch wegen der vielen tieffen Kuhlen / so müglich der Regen in solchen Gips gegossen / oder sonst eingefallen / nicht daruff fortkommen kan. Am Felde nach Statt Oldendorff werts / hat dieser Gipsberg eine starcke Höhe / wird die Hohleburg genant / vnd wann der Gips dieses Orts konte verkaufft vnd gelassen werden / hätte man dessen grosse menge zu brennen / vnd Holtzes gnug.

Das Ampt Wickensen erstrecket sich zimlich weit / hat über die dreissig Dörffer / sampt der Statt Oldenburg vnd dem Flecken Eschershausen vnter sich / wird getheilet in die Oberbörde vnd Niederbörde; Es gehet aber die Heerstrasse von der Weser mitten durch das Ampt / vnd hat dannenhero in diesem letzten Kriegeswesen viele harte Anstösse / Verheerungen vnd Außplünderungen erleiden müssen / auch sonderlich bey den Einbeckischen Belagerungen / sind die nechsten Dörffer gar ruinirt worden.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_327.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)