Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 342.jpg

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sehr dicke / wegen deß guten Bodens / wiederumb auffgeschlagen / daß man nicht allein Waesen vnd ander Vnterholtz zum brawen darin nach Notturfft hawen / sondern es sind auch wiederumb die jungen Heisters auffgeschneitelt / vnd stehen in solcher menge vnd Wachsthumb / daß man in künfftig ein stattlich Eichen vnd Büchen Mastholtz zu hoffen.

Das vierdte Gericht Evessen betreffende / darin befinden sich eilff Dörffer / vnd grentzet ins Westen mit dem Gerichte Dahlum / ins Norden mit Juncker Honrodts Holtzung zu Veltheim / wie auch ins Osten mit Honrotten / Lokulumb / vnd Gericht Schöppenstett / ins Süden scheidet es die Altenaw: In diesem Gerichte ist der Acker an etzlichen Orten wässerich / an etzlichen Orten sehr mergerlich / vnd dahero nicht so Kornreich / an etzlichen vnd meisten Oertern aber guter wol außtragender Acker / hat auch gar stattlich Eichen Mast: vnd Bawholtz / darzu den grossen Wald Elm / worauff die meisten Dörffere berechtiget / vnd ihre eigene abgetheilte Holtzung haben; Ist aber lauter Buchen / vnd auch sonsten allerhand Vnterholtz / zur Fewrung dienlich; Es ist der Elm zwey gute Meil weges lang / in die breite an etzlichen Oertern eine gute Meile / an andern wol etwas weniger.

Es ist beneben dem Dorff Aeylum / auff der Wiese / Anno 1636. vmb Pfingsten / ein Heilbrunn entstanden / welcher vom Kühhirten zu Aeylum anfangs erfunden / vnd zwar solcher gestalt / daß gedachter Kühhirt einen offenen ohnheilbaren Schaden gehabt / derselbe ist vngefehr zu diesem Brunn kommen / vnd etzliche Tage deß Wassers für dem Dorff getruncken / vnd befunden / daß immittels sein offener Schade dadurch heil worden / vnd also von dem Kühhirten weiter vnter die bresthafften Leute gebracht / da dann ein grosser Zulauff entstanden / der Brunn auch vielen Leuten geholffen. Die grösse deß Heilbrunnen ist oben einer Ellen in der runde / niederwerts zwey Ellen vnd drey Ellen tieff / gewesen / es seynd mitten im Sommer auff einmahl über die sechshundert Hütten dabey gezehlet worden.

Das fünffte Gericht Schöppenstett / grentzet mit dem Gericht Evessen ins Westen / mit dem Hause Sampleben ins Norden / mit dem Ampt Schöningen oder Vogtsdahlum ins Osten / mit dem Gerichte Asseburg ins Süden / vnd ligen darinn vier Junckern-Sitze / Samptleben / Watzum / Kublingen / Schlistett / auch über dem sechs Dörffer / vnd die Statt Schöppenstett / so vnter deß Stattvogts zu Schöppenstett Inspection begriffen / vnd hat dieses Gerichte den Nahmen von genanter Statt Schöppenstett: Die Dörffer haben in diesem Gerichte / ausser Eitzen / guten vnd wolaußtragenden Acker.

In dem sechsten Gerichte Asseburg befinden sich siebenzehen Dörffer / sampt etzlichen Junckern Dörffern / als Achem / Bornum / Lütken-Vahlberg / Remlingen vnd Neindorff; Es ist über diese siebenzehen Ampts-Dörffer gesetzet ein Vogt / vnd ein Gogreve / hat überall dieses Gerichte einen stattlichen wolaußtragenden Weitzen-Acker / vnd wann derselbe geräht / können die Leute ein groß Geld darauß machen. Diß Gericht grentzet ins Osten mit dem Gerichte Schöppenstett vnd Jerxheim / ins Süden mit dem Gerichte Hessen vnd Homburg / ins Osten mit Liebenburg / ins Norden scheidet das Wasser die Altenaw. In diesem Gerichte gehet eine starcke Landstrasse von Leipzig über den Hessendamb / daselbsten das Fürstl. Hauß Wolffenbüttel das Weggeld einnimbt. So ist auch in diesem Gerichte stattliche Holtzung an der Asse / von Buchen vnd Eichen. Auff der Spitze dieses Berges hat vor Jahren ein vestes Schloß gelegen / die Asseburg genant / so Anno 904. Hertzog Otto gebawet haben solle / ist nachgehends auff die Edle von der Asseburg / so anfänglich die von Hagen genant wurden / gekommen; Weil aber diese von Adel in ihrem angestammeten Wapen / darin Sie sonst einen Wolff führeten / auß lauterem Hoffart / vnd zu Beschimpffung deß Landesfürsten / einen Löwen (wie der Hertzog führete) mahlen liessen / vnd auff den Löwen den Wolff setzeten / der dem Löwen mit seinen

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Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_342.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)