nunmehr aber nach Jahren etzlicher massen hinwiederumb gebawet worden. Den Nahmen hat diß Hauß vnd Flecken von vorbenantem alten Adelichen Geschlechte / denen von Wustrau überkommen.
Das Hauß oder Schloß Wustrau ist an Gebäuden sehr alt / vnd auff einem Wassergraben gelegen / dabey ein viereckigter Thurn / so Claffters dicke. Dieser Ort ligt etwas niedrig / ist aber von zimlichen fruchtbaren Grund vnd Boden / an Korn vnd Grasung / hat auch an Eichen vnd Elleren Holtzung keinen Mangel.
Die Fürstliche Lüneburgische Residentz-Statt Zell / ist von der Statt Lüneburg 10. von Vltzen 6. vnd von Braunschweig gleicher gestalt 6. von Bremen 10. vnd von Hamburg 13. Meilen gelegen / an einem feinen lustigen Orte / da zween Ströme / als die Aller vnd die Fühse zusammen kommen. Der Grund vmb die Statt ist zwar etwas sandicht / hat aber daneben feine fruchtbare Oerter / deren sich die Einwohner zu Gärten / Aecker vnd Wiesen gebrauchen.
Zu welcher Zeit / vnd von wem der Anfang dieser Statt vnd Schlosses Erbauung gemachet worden / findet man so eigentlich nicht verzeichnet. Die in dem Fürstlichen archivo daselbst verhandene Vhrkunden / darin dieses Ortes Meldung geschiehet / erstrecken sich etwa auff fünfftehalb hundert Jahr zurücke / vor solcher Zeit aber wird desselben fast nicht gedacht.
Im Jahr 1203. ist zwischen Hertzog Heinrichs deß Lewen Söhnen / Pfaltzgraff Heinrichen / Otten / hernacher Römischen Keysern / vnd Hertzog Wilhelmen zu Sachsen / ein Theilungsbrieff auffgerichtet / darin findet sich / daß Pfaltzgraff Heinrichen neben andern Orten auch Zell zugetheilet sey / Ob es aber eine Statt / Schloß / oder sonsten etwas gewesen sey / wird nicht erwehnet.
In einem anderen alten Briefe / Anno 1236. datiret / wird gemeldet / daß Graff Sigfried von Osterburg / Hertzog Otten zu Braunschweig vnd Lüneburg alle seine Dienst- oder Gutsleute / von Zell biß Bremen (ministeriales suos à Tselle usque Bremam) verkauffet.
Es ist aber jetzterwehntes Zelle nicht die jetzt so genante Statt vnd Schloß / noch an demselbigen Orte gelegen gewesen / dann auß denen in nachfolgenden Jahren ergangenen Vhrkunden erhellet / daß die Statt Zell erst hernachmals gebawet / vnd Newen-Zell / oder daß Newe Weichbild / das erste Zell aber zum Vnterscheid Alten-Zell genant worden / inmassen es noch anjetzo den Nahmen führet / wiewol es nunmehr nur ein blosses Dorff ist / ein kleine Viertheil weges von der Statt gelegen.
Im Jahr Christi 1292. hat Hertzog Otto zu Braunschweig vnd Lüneburg den Bürgern / so sich in Zell begeben wollen / daselbst zu bawen vnd zu wohnen / Freyheit auff gewisse Jahr ertheilet / auch Sie mit Hut / Weide / Holtzung / vnd der Statt Lüneburg Rechten begnadiget. Darauß dann abzunehmen / daß Sie zu selbiger Zeit noch nicht gäntzlich bebawet gewesen / Nachgehends aber hat Sie je mehr vnd mehr zugenommen / biß Sie mit Häusern gantz besetzet / vnd in jetzigen Zustand gerahten.
Es ist diese Statt fast in die runde gelegen / mit breiten Wassergräben / Wällen / Rundelen vnd Aussenwercken wol befestiget / hat an der Nordseite den Allerstrom / an der andern seite nach dem Süden die Fühse beyher fliessend. Neben der guten Fischereye / deren man auß diesen Strömen zu geniessen hat / ist kein geringes Kleinot für die Statt / die Schifffahrt auff der Aller nacher Bremen / vnd andere an der Weser gelegene Oerter / dann dieselbe verursachet / daß das Getreyde vnd andere Wahren / von Braunschweig vnd andern Stätten / häuffig auff diese Statt zugefahren / daselbst eingeschiffet / vnd zu Wasser fortgebracht / hingegen aber / was
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_350.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)