Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 060.jpg

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Aber wie am Sterbebette
Rechnend gern der Teufel sitzet,

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Zerrt ihn nun Apones Rede

Vom Unendlichen zur Ziffer.

„Meister, was Ihr habt begehret,
Laßt mich gütig nochmals wissen,
Sagt mir’s schnelle, denn die Schwelle

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Meines irdschen Hauses zittert.“


Apo spricht: „Was meiner Ehre,
Meiner Lehre du zum Schimpfe
Sprachst, des Streites freche Quelle,
Sollst du in den Bart mir spritzen!“

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Und Meliore spricht: „Vollendet

Hatte Guido grad, der Bildner,
Ein Gemälde voller Schrecken
Und zur Schau es ausgestellet.

Wie Aglaure und die Schwestern

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Wild vom Wahnsinn sind ergriffen,

Kniend um den Korb Athenes,
Den sie treulos aufgerissen.

Giftig aus dem Korbe strecken,
Um das Kind Erechtheus ringelnd,

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Sich zwei Schlangen, und Entsetzen

Packt die törichten Geschwister.

Um den Busen will sich Herse
Gürtend eine Schlange winden,
Und es steigt ihr Haar zu Berge,

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Denn das Tier hängt an dem Kinde.


Und Aglaurens Fäuste treffen
Rasend ihre eigne Stirne,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)