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Und der vierte nun versetzte:
Die drei Tugenden der Christen

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Sind es, die sich toll gebärden:

Glaube, Hoffnung und die Liebe: –

Und ein fünfter sprach: Ich sehe
Hier entsetzt die Charitinnen
Vor dem dreigeeinten Helden

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In angstvoller Flucht begriffen. –


Ach, was können, sprach der sechste,
Juden, Sarazenen, Christen
Und die Grazien hier erhellen,
Die doch selbst Allegorien!

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Mir sind es die drei Essenzen,

Die das Wesen Gottes bilden,
Im Begriffe eins zu werden
In dem Wahnsinne der Christen.

Und der siebente wollt sehen

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Die drei Punkte Syllogismi,

Denen Abälard das Wesen
Der Dreieinigkeit verglichen.

Ja, sprach dann der achte frecher,
Sie sehn drein wie Heloise,

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Die den Mittelsatz entbehret,

Weil den Nachsatz er vermisset.

Doch mir sinds drei Fakultäten,
Theologen, Mediziner
Und Juristen, sie umgeben

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Tief erschreckt Apones Wiege. –


Und noch schlimmrer Rede Frevel
Stand ich vor dem Schreckensbilde

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)