Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 065.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Weil du, gleich den tollen Schwestern,
Sinnlos wardst, sie anzublicken? –

385
Alle lachten Beifall gebend.

Fassen konnte ich mich nimmer,
Und ich trat ihm wild entgegen,
Sprach zu ihm mit scharfer Stimme:

Schäm der Rede dich! Athene

390
Schämte auch sich dieses Kindes,

Denn sein Vater war, du Frecher,
Frech und wie dein Gleichnis hinkend!

Willst du deutelnd schärfer treffen,
Sprich: Des Teufels Hirngespinste,

395
Die mein Lehrer Weisheit nennet,

Sah ich in Erechteus Windeln!

Denn im trunkenem Erfrechen
Will sie sich mit Gott vermischen,
Und empfangen von der Erde

400
Gleicht sie wohl dem Drachenkinde.


Gleicht das trübe Wortgefechte,
Das die Schule um uns stricket,
Nicht dem Korb, in dem sich’s dehnet,
Wenn die Schlangen aufwärts dringen?

405
Springt der Decke, und ihr stehet

Auf dem Standpunkt: den Alciden
Glaubt ihr in dem Korb zu sehen,
Wie er Schlangen würgt im Schilde!

Schreit auch wohl: „Ich will vergessen,

410
Daß im Spiegel dies gebildet,

Daß ich selbst ein Gott hier stehe,
Der sich auf sich selbst besinnet!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)