Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 066.jpg

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Und den letzten Flug erhebend
Zu den Göttern aufzudringen,

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Bringt, den Gnadenstoß zu geben,

Euch der Teufel gar von Sinnen.

Euch steht nur das Haar zu Berge,
Und dies nennt ihr reines Wissen;
Nennts der Isis Schleier heben,

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Hebt ihr schamlos euern Kittel!


Wie durchs Maul und um die Kehle
Schlechte Gaukler Vipern schlingen,
Zieht der Teufel eure Seelen
Sich durchs Maul philosophierend.

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Und ihr könnet nicht mehr beten

Und ihr könnet nicht mehr dichten.
Die die Schlange hat zertreten,
Ist barmherzig, Gott ist Richter! –

Also habe ich geredet,

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Zwar erregt, doch wohl bei Sinnen,

Und sie drängten mit dem Degen
Mich bis zu der heilgen Linde,

Wo ich zu Biondettens Ehre,
Aber nicht zu Eurem Schimpfe,

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Ruhig blieb bei meiner Rede.

Meister, nun seid Ihr der Richter!“

Und Apone zornbeweget
Spricht mit falscher Kälte: „Immer
Betend, horchend, fechtend, redend

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Finde ich dich bei der Linde!


Jacopone, dein gelehrter
Bruder, lehrt dich wohl die Schliche;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)