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Und, des großen Künstlers Meißel
Lobend, an der Sonne steh;

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Der, den Geist der Erde preisend,

Hafte an dem Grunde schwer,
Mit der Stirne aufwärts weisend,
Mit dem Leibe irdisch wär.

Und der Herr sprach: „Nieder reise

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Zu der Erde, Gabriel,

Bring in ihre sieben Kreise
Des Allmächtigen Befehl,

Daß sie dir des Staubes reiche
Aus den sieben Tiefen schnell,

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Daß ein Bildnis, das mir gleiche,

Ich ihr draus zum Herren stell.“

Als der Seraph niedersteigend
Zu der irdschen Feste schwebt,
Lag die Erde einsam schweigend,

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Von der Geister Puls durchbebt.


Wo des Engels Flug ausgreifet,
Spaltet sich das Firmament,
Und aus seinen Ufern schweifet
Bang das nasse Element.

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Und es drehet sich das Eisen

Schmerzlich in der Erde Herz,
Daß die Quellen los sich reißen
Aus der Tiefe himmelwärts.

Auf den Fittichen gebreitet

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Steht der Seraph vor dem Kern:

„Erde, dir ist Heil bereitet
Durch den Willen deines Herrn!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)