Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 133.jpg

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Und traumwandelnd sie beschleichet
Nun der schlaue Azrael,

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Und die Träumerin sie reichet

Sieben Staube dem Gesell.

Da er zu dem Ewgen steiget,
Ließ er sie im Schlafe stehn,
Der der Erde hat gezeiget,

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Daß sie müsse untergehn.


Da den Staub dem Herrn er reichet,
Spricht der Ewge: „Azrael!
Wer das Leben so beschleichet
So vollbringet den Befehl,

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Der soll alle Seelen leiten

Zu dem Himmel, zu der Höll,
Die sich von dem Leben scheiden,
Todesengel Azrael!“

Und die Erden schärfer scheidend

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Ließ des Meisters Will entstehn,

Tiere immer höher schreitend
Kriechen, schwimmen, fliegen, gehn.

Und die sieben Erden einet
Er zum Menschen noch zuletzt;

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Der da lachet und auch weinet

Ward zum Erdherrn eingesetzt.

Ihn haucht an der Herr der Geister,
Hat ihm einen Geist geschenkt,
Daß er ähnlich sei dem Meister,

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Irdisch lebend göttlich denkt.


Von der Erd zum Sternenkreise
Reicht er, wenn er aufgestellt;

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)