Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 315.jpg

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Biondetta ersticht sich

„Apo, Apo, laß mich ein!“[1]
Rufet aus des Turmes Grunde
Samael, der Herr der Stunde,
Zwölfmal aus kristallnem Munde.

5
Auf und nieder in dem Turme

Steigt Apone ohne Ruhe;
Weil der König ihn besuchet,
Muß sein Haus geordnet sein;

Seine Kammer macht er rein.

10
Bibeln, Kreuze, heilger Plunder,

Aller Sprachen Vaterunser,
Lagen da seit seiner Jugend.

Zu den Stufen all hinunter
Stürzet er die heilgen Kunden,

15
Daß es in dem Turme summet,

Wie zum Brunnen plumpt der Stein.

Alles muß er tun allein,
Und er tut es unter Fluchen,
Daß der untertänge Pudel,

20
Der abwesend ist zur Stunde,


Daß der Hund im Doktorhute
Seine Kranken jetzt besuchet!

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [404] Der Geisterapparat dieser Romanze ist entnommen Kornmanns Mons Beneris. (Frankfurt a. M., 1614, S. 137.)
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_315.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)