Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 325.jpg

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Da ich wußte, was euch munde,
Hängt ich würzend zu dem Spunde

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Von Muskaten eine Lunte,

Schwefelglühend, erst hinein!“ –

„Wohl, ich sorge für den Wein!“
Spricht der König. „Munter, munter
Sei der Strick hinabgewunden

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Aus der Venus Lockendunkel!“


Doch es will das Weib nicht ruhen,
Weil der König heftig rupfet;
Apo gibt ihr drum die Puppe,
Daß sie spielend sich zerstreu.

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Und sie treibet Kinderei;

Aus dem Kelch der Zauberblume
Machet sie dem Kindlein Schuhe,
Küßt sie, drückt sie an den Busen.

Doch es glänzt ihr zum Verdrusse

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Auf dem Herz der kleinen Puppe,

Und sie riß es gern herunter,
Jenes goldne Röselein.

Und sie drückt das Herz ihm ein
Mit des Fingers hartem Drucke.

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So beschäftigt ohne Zucken,

Dient dem Geiste sie zur Kunkel.

Und aus ihren Locken munter
Dreht den Faden er, hinunter
Trägt die Taube ihn die Stufen

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Zu Biondettens Kämmerlein.


Dem Kamele an ein Bein
Wird der Faden angebunden,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_325.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)