Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 327.jpg

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Wie er holt die Kindlein klein
Aus dem milchgefüllten Brunnen,

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Wie dem Mond die karge Mutter

An dem Rock stets tät zu kurze

Und ihm aus dem blauen Schurze
Nimmer ganz die Mütze rundet;
Von des Eichhorns lustgem Sturze

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In den kalten Born hinein,


Da sein Schatz im Mondenschein
Wollte lugen in den Brunnen,
Ob sie sehe ihres Buhlen
Abbild in der Wassergrube,

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Und um mit hineinzugucken,

Tät er bücken sich und ducken,
Fiel und mußte Wasser schlucken.
Ei, wie lief das Jungfräulein!

Schlaf, mein Püppchen, schlafe ein!

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Herdesglut ist eingesunken,

Und das Heimchen grillt im Dunkel
Nun das Märchen von dem Funken,

Der der Köchin, die betrunken
Schlief, eh sie ihr Lied gesungen,

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In den wüllnen Rock gesprungen

Und verbrennet ihr den Leib,

Daß sie ward gleich einem Weib;
Und wie aus dem falschen Kruge
Für den Schwulst sie Salbe suchte,

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Auf den Besen stieg und fluchte,


Wider Will den Ritt versuchte
Zu der klugen Frauen Runde,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_327.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)