Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 328.jpg

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Wo die Hausfrau sie gefunden,
Tanzend um den Bock den Reihn.

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Als sie christlich wollte schrein,

Fiel sie durch den Schlot herunter;
Morgens saß sie ganz berußet
In der heißen Aschengruben;

Und die Schornsteinfegerbuben

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Singen ihr: „Aus unsrer Schule

Schwatzte heut mit dir dein Buhle,
Doch sein Besen fegt nicht rein!“

„Mutter, es soll Wahrheit sein!“
Sprach sogleich ein schwarzer Junge,

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Der mit einem kühnen Sprunge

Aus der Schürze kam gesprungen!

Schlummre, süßes Püppchen, schlummre,
Bist du dumm, es gibt noch Dummre,
Bist du stumm, es gibt noch Stummre,

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Schlummre, schlummre, Püppchen, ein!


Bald miau! Die Katzen schrein,
Machen Diebs- und Liebesrunde,
Brünstig, günstig ist die Stunde,
Zu dem Mondmann heulen Hunde.

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Sieh! Dort auf dem Wiesengrunde

Tanzen jetzt die Elfen munter
Unterm Knabenkraut hinunter,
Das die Blätter niederstreut.

Kind, sie spielen Lotto heut,

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Schreiben auf die Blättchen Nummern,

Und du darfst nur kühnlich schlummern,
Denn dir kommt dein Glück im Schlummer.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_328.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)