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Vorwort

Clemens Brentano hat die unvollendete Dichtung „Romanzen vom Rosenkranz“ nie selbst drucken lassen, auch in späteren Jahren selbst recht hartklingende Urteile über sie gefällt, so daß die Annahme gerechtfertigt erscheinen könnte, er selbst habe diese Dichtung verworfen. Indes jene beiden Momente sind für diese Annahme nicht beweisend. Brentano hat, seitdem er nach dem Erscheinen seiner in Druck gegebenen Dichtungen von hämischen Kritikern persönlich verdächtigt und verleumdet worden war, eine unüberwindliche Scheu gegen das Gedrucktwerden gefaßt, er kam sich vor, wenn er etwas von sich gedruckt sah, „wie an den Pranger gestellt.“ Die harten Urteile aber, welche er über seine Romanzen abgab, beziehen sich weniger auf diese selbst, als auf seine ganze vor seine Bekehrung zum praktischen Katholizismus fallende dichterische Tätigkeit überhaupt, die er für eitel und verlorenen Zeitaufwand hielt.

Das Urteil, welches P. W. Kreiten in seinem Lebensbild (Bd. I S. 327) über die Romanzen vom moralischen Standpunkt aus fällt, könnte es zweifelhaft erscheinen lassen, ob ein Neudruck der vollständigen Dichtung im Sinne des verewigten Dichters geschehen möchte, wenn dieses Urteil berechtigt wäre. Unserer Ansicht nach beruht es auf bedauerlichen Mißverständnissen der von P. Kreiten gemeinten Stellen der Dichtung und auf einer allzu ängstlichen, nicht zu rechtfertigenden Auffassung über das dem Dichter Zuzugestehende in Schilderung von Personen, ihrer Charakterentwicklung, ihrer Versuchungen, ja ihrer Sünden. Wir

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Petrus-Verlag G.m.b.H., Trier 1912, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_A_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)