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Vor des Verzweifelten Blicken öffnen sich unsere zärtlichen Wellen
Wie unzählige Lippen, die im Wahnsinn sich ewig bewegen,
Plötzlich verstummt beim schrecklichen Schlag des Erkennens.

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Aber die Sieger lesen unsere heimliche Weisheit aus ihren Höhen,

Aus der silbernen Landkarte, die aus den Tiefen zu ihnen emporloht, wie die Linien auf der flachen Hand der Nacht
Und wie auf der Münze die funkelnde Prägung der Schrift, die den Wert uns verkündet;
Freudig Geheimnis des Lebens, spricht aus unseren tausenden Wegen zu ihnen,
Die von allen Gipfeln der Berge wir zischend uns bahnen zu einem Meere,

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Aus der Polyphonie unserer Quellen, der Ströme und Meere

Hören sie singen die einzige liebreiche Urkraft
Die in zahllosen Wandlungen sucht das wahre Antlitz der Erde.

Und siehe! Vor ihren Blicken das zersplitterte Ringen Millionen von Händen
Erstarrt zu einer geistigen, riesigen Hand, die die Erde umklammert,

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Die mit der erhabenen tragischen Geste des Bildners,

Welcher modelt den Klumpen seines gehorsamen Lehms,
Das Geheimnis der Dinge verändert.
Nach der Herrlichkeit seines Hellseh’ns
Im qualvollen Krampfe des Schaffens,

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Immer unzufrieden.


[Vignette]
Empfohlene Zitierweise:
Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde30.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)