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Aus Firmamenten flammten auf tausend Firmamente in gigantischen Halbkreisen,
Galerien deines Gebäudes, stets geistiger, im unendlichen Ausblick;
Von Stern zu Stern, wie Bienen im Schwärmen, in deines Willens stachelndem Juni,
Schweben empor die Hierarchien der Geister, die mystischen Bienen eines einzigen Stockes,

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     Dem süßen Werke ergeben in gedämpfter Lieder Geheimnis.


Je höher, umso tiefer und heimlicher ist das Ringen, verhängnisvoller der Ruhmesbahn Wirbel;
Je näher dem ewigen Meere, umso höheren Höhen entsprüh’n Katarakte
Unserer Gedanken, ein jeder Tropfen ein Strom des Feuers vom Anprall der Welten.
In deines Gewitters Stampfen werden Worte wie Körner zermalmt, im Fluge

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     Regnen sie auf unser Haupt wie Asche vor deiner Allmacht.


Und damals, vor unseren geschlossenen Augen zog blitzschnell vorüber dein neuer Kosmos;
Gleich der brennenden Säule führte zu ihm uns die Milchstraße aller Sonnen;
Und aus dem glühenden Becher der Sehnsucht, wo des Träumens magischer Bronnen versiegt war,
Ewigen Durstes, tranken wir den letzten Wein, in unseren Keltern gepreßt,

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     Den Trank der Unsterblichkeit, der Vernichtung der Formen, der Unendlichkeit Bannblick.
Empfohlene Zitierweise:
Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde53.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)