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backen und brauen, auch fremdes Bier, Hamburger, Eimbecker und anderes, so wie auch Wein, accisefrei einlegen. Auf dem Grundstücke bestand damals schon ein Kupferhammer, dessen Betrieb Mulich fortsetzte und erweiterte. Auch trieb er anderweitige kaufmännische Geschäfte, war ferner Schiffsrheder und stand mit den benachbarten Fürsten, namentlich dem Herzog von Holstein und einem großen Theile des Holsteinischen Adels in Geldverkehr. In Geldanleihen haben auch vermutlich die Verdienste bestanden, die er sich um den König Christian II. und dessen Vater, König Johann, erworben hatte. Mulich war zweimal verheirathet, zuerst, nur kurze Zeit, mit einer gebornen von Stiten, nach deren Tode zum zweiten Male seit 1520 mit Catharina Kortsack, der Tochter Friedrich Kortsack’s, dessen Frau eine Tochter des Bürgermeisters Heinrich Castorp war. Durch beide Ehen, die übrigens beide kinderlos blieben, trat er in verwandtschaftliche Verhältnisse zu den angesehensten Familien der Stadt, außer den Stiten und Castorp auch den Höveln, Wickede, Lüneburg, Kerkrinck, Meyer, die alle vielfach mit einander verschwägert waren. Auch wurde er schon 1515, also wahrscheinlich sogleich bei seiner Niederlassung hieselbst, in die Junker-Compagnie aufgenommen. Daher wird er in den Briefen häufig als Junker angeredet. Der Name Matthias wurde häufig in Matz zusammengezogen. Im Winter von 1522 auf 1523 hielt er sich längere Zeit in Nürnberg auf; es ergiebt sich nicht, aus welchen Gründen, doch waren es jedenfalls Privatangelegenheiten, die ihn dahin geführt hatten, während gleichzeitig der Protonotarius des Raths, Magister Henning Osthusen, in öffentlichen Angelegenheiten dort verweilte. An den städtischen und staatlichen Verhältnissen scheint er überall wenig thätigen Antheil genommen zu haben, sein Name wird selten genannt. Auch erreichte er kein hohes Alter. Er starb am 2. December 1528. Sein, jedoch nicht sehr bedeutendes Vermögen bestimmte er in seinem am 4. April 1527 errichteten Testamente zu Vermächtnissen an Verwandte und Freunde und den Rest zu Wohlthätigkeitszwecken.

Es giebt keine Art der Darstellung von Lebensverhältnissen, welche das Leben selbst so unmittelbar zur Quelle hat, als Briefe. Darin liegt es, daß sie eben diese Verhältnisse so anschaulich und lebendig hinstellen, daß man sie immer mit Interesse liest und daß sie, wenn sie aus einer Zeit herrühren, die man hauptsächlich nur durch Urkunden und Chroniken kennen lernt, einen werthvollen Beitrag zur Kenntniß dieser Zeit geben. Zwar wird immer Manches


Empfohlene Zitierweise:
Carl Friedrich Wehrmann (Hrsg.): Briefe an Matthias Mulich, geschrieben im Jahre 1523. In: ZVLGA 2, 1867, S. 296–347. Friedrich Asschenfeldt, Lübeck 1867, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefe_an_Matthias_Mulich.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)