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giebt. Er war es, der die große Parthei Kupfer empfing, offenbar, um sie wieder zu verkaufen. Wir sehen hieraus, so wie aus mehreren andern Erwähnungen in den Briefen, daß damals die Mitglieder der Junker-Compagnie ihres Standes und ihrer Würde unbeschadet kaufmännische Geschäfte betrieben. Andere Correspondenten bedürfen hier keiner Erwähnung. Die Männer schreiben alle auch über Politik, welche damals in alle Lebensverhältnisse hineingriff. Was sie berichten, ist zum Theil nicht richtig, und das kann nicht Wunder nehmen, da Nachrichten sich nicht anders als durch Erzählungen verbreiten konnten. Bisweilen kann man an den Nachrichten das Wahre und das Hinzugefügte von einander scheiden, z. B. bei übrigens richtigen Thatsachen die Übertreibung in Zahlen. Manche Nachrichten haben sich aber wirklich ganz recht von Stockholm oder Copenhagen hieher erzählt, und es ist wohl merkwürdig, daß Heinr. Kerckring seinem Freunde schon am 15. März meldet, König Christian habe die Absicht, mit seiner Familie und seinen Schätzen Copenhagen zu verlassen und nach Holland zu gehen, da dies doch erst am 13. April wirklich geschah. Was hier in der Stadt selbst vorging, konnte zum Theil kein Geheimniß bleiben, z. B. die Anwesenheit des Herzogs Friedrich und des Grafen von Hoya; über die Verhandlungen des Raths aber wurde, so lange sie dauerten, Schweigen beobachtet und das Publikum erfuhr nichts davon. In dieser Beziehung ist insbesondere ein Brief des Rathsherrn Hermann Meyer (No. 6) interessant.

Die Datirung der Briefe geschah im Jahre 1523 zum Theil schon, wie sie jetzt geschieht, indem man die Monatstage zählt, zum Theil aber geschah sie noch so, wie es im fünfzehnten Jahrhundert und früher ausschließlich üblich war, indem man die Tage mit denjenigen Namen benannte, die ihnen im Kalender beigelegt sind, d. h. mit den Namen des Heiligen oder der kirchlichen Feste, denen sie gewidmet sind. Manche dieser Namen waren allgemein bekannt, sind es ja zum Theil noch jetzt, z. B. im Januar der 6te der Drei Königs-Tag, der 17te Antonius, der 20ste Fabian Sebastian, der 25te Pauli Bekehrung, im Februar der 2te Mariä Reinigung oder Lichtmesse, der 10te Scholastika, der 14te Valentin, der 22ste Petri Stuhlfeier, der 24ste Matthias und so weiter. Für die dazwischen liegenden Tage setzte man z. B. Montag nach Lichtmesse, Freitag vor Pauli Bekehrung. Oder man benannte auch die Tage nach den kirchlichen Namen des vorhergehenden oder nachfolgenden Sonntags.


Empfohlene Zitierweise:
Carl Friedrich Wehrmann (Hrsg.): Briefe an Matthias Mulich, geschrieben im Jahre 1523. In: ZVLGA 2, 1867, S. 296–347. Friedrich Asschenfeldt, Lübeck 1867, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefe_an_Matthias_Mulich.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)