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Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

Seiten für seine Wiederverheiratung gemacht wurden. Die Rücksicht auf seine Kinder und die im Auge zu behaltende Verbesserung seiner materiellen Lage ließen ihn indes diese Schwächeanwandlung überwinden.

Der erneuerte Aufenthalt Siverts in Lübeck ist dann offenbar günstiger für ihn ausgeschlagen. Bald ist er in vollem Fahrwasser und führt seine Geschäfte, die wie von Köln aus nach Brügge und Venedig gehen, mit Erfolg. Im Jahre 1420 lohnt er zwei Söldner ab, die dem Rate, ihm und einigen anderen Privatpersonen Dienste geleistet haben, wahrscheinlich wohl seine Warenvorräte gegen drohende Übergriffe geschützt haben[1]. Einige Monate später bekundet Johannes Lammesheim aus Frankfurt, ihm zur nächsten Frankfurter Messe den Betrag von 358 Mark Lüb. und 11 Schill. schuldig zu sein. Zweihundert Mark soll er vorher behufs Verminderung der Schuld von der Verwaltung des Weinkellers in Wismar erhalten[2]. Auch außerdem treibt er Geschäfte mit glücklicher Hand. Mit seinen Schwägern Bertold und Arnold van Lune, den Söhnen eines gleich ihm im Jahre 1408 freiwillig fortgezogenen Mannes, beginnt er verschiedene Unternehmungen gemeinsam. Mehrfach erscheint er im Niederstadtbuch teils als Gläubiger, teils als Schuldner.

Insbesondere ein Geschäft aus dem Jahre 1424 erweist ihn als fernblickenden und unternehmungslustigen Geschäftsmann, der bestrebt ist, Verluste früherer Zeiten durch gewinnbringende Unternehmungen wieder auszugleichen. Im genannten Jahre schloß eine Gesellschaft von vier Kaufleuten in Lübeck, unter ihnen Sivert Veckinchusen, mit dem Amte der Paternostermacher einen Vertrag, laut dem dieses fast das ganze Produkt der beiden nächsten Jahre gegen vorher vereinbarten Preis … das Pfund zu 34 Schillingen … den Kaufleuten überließ. Die Bernsteindreher ihrerseits verpflichteten sich weder in Venedig noch in[WS 1] Nürnberg, Frankfurt a. M. oder Köln als Mitwerber der Kaufleute sich geltend zu machen. Die Kaufleute versprachen jedem Amtsmeister, deren es 12 gab, bis zu 80 Pfund jährlich abzunehmen. Die 960 Pfund Rosenkränze, die die Gesellschaft jährlich vertreiben wollte, bedeuteten einen Einkaufswert von 2040 Mark Lüb.[3].

Fielen von diesem Betrage auch auf jeden der vier Teilnehmer nicht mehr als 500 Mark Lüb., wenn auch zwei Jahre hindurch, so ist damit doch der Beweis geliefert, daß Sivert, sei es, daß ihm die beschlagnahmten Güter zurückgegeben, sei es, daß er sein Vermögen durch die Mitgift der zweiten Frau aufgebessert hatte, wieder in geordneten Verhältnissen sich betätigen konnte. Die gleiche Vermutung drängt sich auf, wenn man ihn im Jahre 1430, kurz vor seinem Tode, als Mitbesitzer der Saline zu Oldesloe genannt sieht. Wiederum eine Gesellschaft von 4 Geschäftsleuten übernimmt von den Herzögen von Schleswig die Verwaltung des Salzwerks und verspricht dabei das Beste tun zu wollen. Die Saline zu Oldesloe war damals in guter Blüte. Zehn große Pfannen und verschiedene kleinere waren im Betrieb

  1. U. B. d. St. Lübeck 6 nr. 278.
  2. U. B. d. St. Lübeck 6 nr. 423.
  3. Lübische Bernsteindreher in Mitteil. d. Ver. d. Lübeck. Gesch. 1886 S. 108.
  1. Vorlage: iu
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: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite LIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_LIII.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)