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Wilhelm Stieda (Hrsg.): Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen

- XII -


Bemüht man sich, in diese bei so verschiedenen Gelegenheiten erwähnten Mitglieder der Familie Veckinchusen einen verwandtschaftlichen Zusammenhang zu bringen, so erscheinen jedenfalls als eine Gruppe von Brüdern diejenigen Veckinchusens, die sich in Radevormwalde über ihre Erbschaft einigen. Es sind Gotschalk, Hans, Sivert, Ludwig und Hildebrand, zu denen drei Schwestern gehören, von denen indes keine namentlich angeführt wird. Gottschalk, von dem uns weiter nicht berichtet wird, hatte vermutlich in jener Stadt, in der heutigen Rheinprovinz an der Lennep belegen, seinen Wohnsitz oder vielleicht war diese Stadt der Wohnsitz der Eltern aller der Genannten. Zwei dieser Brüder, nämlich Sivert und Ludwig, haben Testamente aus dem Jahre 1406 hinterlassen[1], in denen einige Verwandte genannt und bedacht werden. Es lebten aus dieser Gruppe im Jahre 1406 noch Hildebrand, Johannes, Sivert und Ludwig. Von den Schwestern bedenkt Sivert seine Schwester Dedeken, verheiratet an van den Bokel und Ludwig wiederum wendet seiner Schwester Gertrud (Drude) die an Vyncke verheiratet war, etwas zu. Wie es zu erklären ist, daß jeder Bruder nur eine Schwester bedenkt, und zwar jeder eine andere, entzieht sich der Erklärung. Noch sonderbarer ist, daß Sivert von der Klosterfrau Rixe Vockinghusen spricht, ohne sie als seine Mutter zu bezeichnen, während Ludwig in seinem Testamente die „modder“ Ryxe und die „modder“ Talle beschenkt. Es könnte der Vater Veckinchusen aller der Brüder etwa zwei Frauen gehabt haben oder von den drei Schwestern, deren die Schlichtung im Jahre 1395 gedenkt, könnten bis zum Jahre 1406, der Zeit der Abfassung beider letztwilligen Verfügungen, zwei schon gestorben gewesen sein. Wenn später Sivert der Klosterinsassin Rixe gedenkt, so wird das Verwandtschaftsverhältnis zu ihr niemals näher bezeichnet. Mir scheint die Annahme nahe zu liegen, daß Rixe die unverheiratet gebliebene und daher ins Kloster gegangene dritte Schwester gewesen wäre. Doch scheint dem die Bezeichnung als „modder“ in Ludwig Veckinchusen’s Testament zu widersprechen. Möglicherweise ist unter der Bezeichnung „modder“ nicht nur Mutter zu verstehen.

Der Bruder Ludwig Veckinchusen war Geistlicher und scheint zur Zeit der Abfassung seines Testaments in Riga oder Dorpat gewohnt zu haben. Darauf deuten die verschiedenen Vermächtnisse an die livländischen Veckinchusens und die Bestimmung, daß sein Grab auf dem Domfriedhofe sein solle und mit einem Stein zu zieren wäre. Nun hat ja Lübeck ebenfalls eine Domkirche, aber da der Erblasser seines dort eventuell stattfindenden Begräbnisses besonders gedenkt: ys dat sake, dat ik to Lubeke sterve …, so muß bei dem Domfriedhofe, den er sich zur letzten Ruhestätte ausgesucht hatte, an eine andere Stadt gedacht werden. Dorpat wie Riga haben Domkirchen. Es mag auf sich beruhen bleiben, welche Stadt gemeint ist. Der geistliche Stand des Erblassers ist kaum in Zweifel zu ziehen. Nicht nur die vielen Gebetbücher und anderen Schriften geistlichen Inhalts, die in seiner letztwilligen Aufzeichnung erwähnt werden, sprechen dafür. Er erwähnt


  1. nr. 9 und 10.
Empfohlene Zitierweise:
: Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen. Leipzig: S. Hirzel, 1921, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Briefwechsel_Hildebrand_Veckinchusen_XII.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)