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Mensch“ ist hier weit bedeutungsvoller; und eben so auch der Ausdruck „äußerer Mensch.“ Das Wesen „Gedächtniß,“ ist eben so bezeichnend und wohlverständlich, als die Sache „Magen;“ desgleichen: das Urtheilen, wie die Verdauung; das Denken, wie der Blutumlauf; der Gedanke, wie eine Geberde; der Scharfsinn, wie das gute Gesicht; der Schönsinn, wie der Schmecksinn; … und so entsprechen sich Inneres und Äußeres, Zug für Zug. – Das Ganze und seine Theile, der Einklang und der Mißklang, die Vollständigkeit, so wie die Verstümmelung, finden sich im innern, so wie im äußern Menschen; das Eine ist im Anderen enthalten. – Nimm dem äußeren Menschen den Magen, … und er hört auf zu sein; nimm dem inneren Menschen das Gedächtniß, … und auch er hört auf zu sein!

3. Da nun kein Äußeres ohne ein Inneres ist, noch sein kann, eben so wenig als ein Inneres ohne ein Äußeres, so giebt es auch keine Sachen ohne Wesen; und keine Wesen ohne Sachen, und kann keine geben. Alles Gedachte kann nur im Geiste entstehen; es kann sich nur durch die Sachen oder Dinge: Zunge, Geberde, Feder, Grabstichel, u. s. w. offenbaren; und nur durch die Dinge: Schrift, Buch, Marmor u. s. w. kann es aufbewahrt werden.

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_010.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)