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nothwendig ist ein hochherziges Verzichtleisten bei den Gewaltstreichen der Undankbarkeit, jener eigentlichen Verworfenheit des Menschen, welche gar oft Ursache des heillosesten Übels wird. Dankbarkeit und Selbstverläugnung sind daher religiös-heilige Pflichten.

Mit der Dankbarkeit, so wie mit der Selbstverläugnung, sind auch noch folgende Verpflichtungen auf das unzertrennlichste verbunden; erstlich: Nie soll man auf die Dankbarkeit der Menschen Anspruch machen; denn blos aus dem zweideutigen Beweggrunde der Wiedervergeltung handeln, heißt: Verächtlich eigennützig sein. Die Pflicht gebietet: Alles Gute wirklich zu machen, ohne Furcht und Hoffnung, wo und wie man es kann. Dasselbe gilt auch von der Vermeidung und Verminderung des Bösen. Zweitens: Nie soll man Jemanden seine Undankbarkeit vorwerfen, und noch weniger soll man daran denken, sie zu bestrafen. Denn solches zu wollen oder zu thun, das wäre ja eben so viel, als wenn man Jemanden seine Häßlichkeit vorwerfen, oder ihn deshalb sogar bestrafen wollte.

Die einzige Erwiederung, welche man der Verworfenheit des Undanks entgegen stellen kann, ist: tiefe Verachtung, als Lehre für die Zukunft!

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_043.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)