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werden selten wieder ganz mit uns versöhnt, und können uns, bei einer gutmüthigen Annäherung, selbst sehr gefährlich werden. Man thue jenes also nie, wenn Pflicht, oder sonstige Nothwendigkeit, es nicht durchaus gebieten. – Die wahre Weisheit, d. i. die rechte Erkenntniß und wirkliche Ausübung seiner Pflichten, ist gewiß das Allerherrlichste für den Menschen, und bleibt sonnenhell und rein, so lange sie auf uns selbst allein eingeschränkt bleibt, und mit uns gleichsam im Stillen lebt. Die angewandte Tugend aber, als die Ausübung der wohlerkannten Pflichten, auch in Hinsicht Anderer, kann nicht ohne Antagonismus und Kampf sein und bleiben. – Nie indeß sollte die wirkliche Tugend irgend eine nothwendige Form, oder eine den Dingen in gewissen Verhältnissen und Zeiten wohl angemessene Art und Weise, ohne dringende Noth angreifen und verletzen. Auch die herrlichste Tugend könnte sonst ohne Blüte und Frucht bleiben, für uns und für alle Andere; ja, inwiefern sich Leidenschaftlichkeit mit einmischte, könnte sie so gar selbst Fehler, Laster und Verbrechen erzeugen.


63. Das Müssen und Sollen.

Das oft so peinliche: Du mußt! ist leider immer gleich bei der Hand. Das schöne pflichtgebietende: Du sollst! Wo ist es alleingeltend? Und

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_066.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)