Seite:Buch der Bücher (Putjatin) 072.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

das Schöne in seinem ihm eigenthümlichen Liebreize erscheint, unwillkührlich anzieht, und seinen Preis erringt in der Wirklichkeit.


73. Das verborgene Schöne und Häßliche.

Für das ungeübte Auge, und jedem nicht völlig Hellsehenden, giebt es überall sehr viele verborgene geistige Schönheiten. Eben dasselbe ist auch der Fall mit gar manchen widrigen psychischen Häßlichkeiten aller Art. Jene nun glücklich spähend aufzufinden, und diese warnend zu entlarven, das ist von allen schönen Künsten gewißlich die allerschönste Kunst; das ist in That und Wahrheit die höchste Kunst der Künste.


74. Das Gute und Böse im Verborgenen.

Gar viele erzböse Wesen und Dinge erscheinen mit verführerischen Reizen, in übertünchter Schönheit; und zusammengesetzt ist ihre Wesenheit aus Abscheu, Jammer und Verderben. Zum Beweise des Gesagten dienen die Teufel in Venus- und Adonis-Gestalten, zu allen Zeiten, und an allen Orten. Gar viele gute Wesen und Dinge erscheinen aber auch ohne alle vorleuchtende und gleich in die Augen fallende Schönheit. Dessen ungeachtet ist die echte und höchste Schönheit in ihnen wirklich enthalten, aber verborgen und noch gebunden, wie ein gefesselter Prometheus.

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_072.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)