Seite:Buch der Bücher (Putjatin) 104.jpg

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der Raserei, so lange die strafbar gemißbrauchten Kräfte noch ausreichen. Sind aber diese Kräfte einmal dahin, und das ist gewöhnlich sehr bald der Fall, dann hinken nur Ekel und Überdruß noch hinten nach.

Der dem Menschen inwohnende fromme und heilige Trieb der reinen Liebe ist, seinem Wesen nach, ein himmlischer Funke, welchen uns die Allgüte verlieh, nicht zum brennen und verbrennen, sondern vielmehr um eine allbelebende Wärme in uns unterhalten. Jede Erotomanie dagegen ist der schändlichste Frevel, weil sie jenen himmlischen Funken zum Lodern, und bis zur zerstörenden Feuersbrunst anfachte.

Alles sollte daher geschehen, auf daß jener herrliche uns inwohnende Trieb einer reinen Liebe, unangetastet in seiner noch unentweihten Natur, zur möglichst spätesten leiblichen Entwickelung gelange. Nicht reizen, aufrütteln, oder zerstören soll man ihn; sondern in den gehörigen Schranken und Richtungen soll man denselben zu erhalten suchen, damit er zur seligen Belebung des Ganzen diene; zu einem das Leben verlängernden Princip in uns werde, und sich vergeistige zur Liebe gegen Kinder und ältere Freunde, gegen Wesen und Dinge, gegen das Weltall, und allzumal gegen Gott!

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_104.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)