Seite:Buch der Bücher (Putjatin) 127.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

selten gebraucht. Immer indeß bezeichnet dieser Ausdruck um Vieles besser das Gebiet der Unendlichkeit, als das so sehr abstracte Wort Natur.

Den verdienstvollen naturforschenden Schriftstellern hab’ ich immer gern meine volle Achtung bezeugt; aber gar viele ihrer Redensarten sind nicht selten eben so lächerlich, als die Tiraden der Dichter in ihren Hymnen auf die Natur. Was soll es z. B. heißen, wenn diese Herren in ihren Schriften von einem „Naturmenschen“ reden? Kann man wirklich sagen: „Das ist ein Naturmensch?“ Nun, so muß man auch mit eben dem Rechte sagen können: Das ist ein Naturelephant, oder: ein Naturscorpion, ein Naturvogel, ein Naturbaum, u. s. w. So pflegt sich aber kein Mensch auszudrücken. Es ist also auch falsch, wenn man sagt: „Das ist ein Naturmensch.“ Wohl kann man sagen: Das ist ein wilder, ein zahmer, oder ein abgerichteter Elephant; also kann man auch sagen: Das ist ein wilder, ein gebildeter, oder ein ungebildeter Mensch. Von einem Naturmenschen dagegen sollte, vernünftiger Weise, nie die Rede sein.

Einst hörte ich die Behauptung kühn aussprechen: „Alles ist in der Natur; und außer der Natur ist nichts!“ Ton und Miene endeten die Phrase, völlig

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_127.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)