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40.

Zu Kapitel 39, 5. Seite 117.

Ludwig Sebastian Mercier, geboren 1740, gestorben im 73. Jahre 1814 zu Paris, war einer der edelgesinnten und seltenen Menschen, von welchen Seneca sagt: „Der Weise sieht Vieles ganz anders an, als die gemeinen Menschen. Er geht selten die Heerstraße des großen Haufens, sondern, so wie der Sternenhimmel, eine der Erde entgegen gesetzte Richtung nimmt, so ist auch seine Weltansicht der Denkweise des Alltags-Menschen oft schnurstracks zuwider.“ – Mercier’s dramatische Werke haben alle eine moralische Tendenz, und deshalb wurden sie von der Frivolität lächerlich gemacht, und in übeln Ruf gebracht. Sein altes und neues Tableau de Paris, so wie sein Bonnet de nuit, 4 Bände, und Bonnet de matin, 2 Bände, sind humoristische Schriften, welche mit treffenden Witze Charakterschilderungen enthalten, und sehr lesenswerthe Aufsätze über allerlei wichtige Gegenstände. Das seit 1772 erschienene An 2440 läßt einen Pariser nach einem siebenhundertjährigen Schlafe erwachen, und das neue Paris mit dem ehemaligen vergleichen. – Früher war Mercier Pariser Parlaments-Advokat, späterhin Direktor der National-Lotterie. Er war ein liebenswürdiger und geistreicher Sonderling; so wie sein Freund Carl Friedrich Cramer, welcher früher Professor in Kiel war, seit 1796 bis 1807 aber Buchhändler und Buchdrucker in Paris.

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Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_197.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)