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Robert Boyle, bekanntlich der Vater unserer Experimental-Physik, schrieb 1686 eine Dissertation unter dem Titel: Libera in receptam naturae notionem disquisitio, in welcher er das Wort Natur abgeschafft wünschte, und den Ausdruck „Mechanismus“ statt dessen anzunehmen vorschlug. Sturm in dem Aufsatze: de naturae idolo, abgedruckt in seiner philosophia eclectica, Tom. II., pag. 359 und 692; und Leibnitz in den Actis Eruditorum, 1698, pag. 427, setzten jenen Streit fort. Dieß mag beweisen, daß dieser Gegenstand wohl eines weitern Nachdenkens werth sei.

Die mannichfachen Bedeutungen, welche das vielsinnige Wort Natur in den meisten europäischen Sprachen bekommen hat, ergeben sich aus gar vielen Redensarten. Man sagt z. B. Die drei Reiche der Natur, d. i. aller unveränderten Körperdinge auf Erden, welche mit den Sinnen wahrgenommen und Gegenstände der Erfahrung werden können; oder: Die Natur macht keinen Sprung, d. i. die wirkenden Kräfte aller Körper, als Einheit betrachtet; oder: Die Natur der Elektricität und des Lichts, d. i. die wesentlichen Eigenschaften; oder: Hiller ist ein Naturdichter, d. i. Ohne Schul- und Kunstbildung, in Sprache und Rhythmus; oder: Das erfordert die Natur der Sache, d. i. die besondere Art und Weise des Daseins, u. s. w.

Der Ausdruck „Natur,“ in der deutschen Sprache, stammt von dem lateinischen Worte „natura“ ab, und dieses von nasci, d. i. geboren werden. Die meisten neueuropäischen

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_201.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)