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Völker haben nun das Wort natura, entweder buchstäblich aus dem Lateinischen angenommen, wie im Französischen und Englischen, la nature, the nature, u. s. w.; oder sie haben es wörtlich übersetzt, z. B. die Slawen in dem Worte прирóда, von родитъ, oder раждàю,… (Man lese Priróda, von rodìtj, oder raschdàju,) … d. i. erzeugen. Das lateinische Wort natura ist aber selbst eine bloße Verbalübersetzung des griechischen Wortes Φύσις, von Φυτεύω, d. i. ich pflanze, oder ich bringe hervor; so wie das russische прирóда, von родитъ, eine wörtliche Uebersetzung von natura ist. In andern europäischen Ursprachen, z. B. im Finnischen, sagt man statt Natur: „Màïlma,“ d. i. Welt, und statt „natürlich“ pflegt man zu sagen: „von selbst.“ – Was die Alten unter der Natur sich dachten, darüber findet man viel Treffliches und Gründliches in Friedrich Creuzer’s (Professor und geheimer Hofrath in Heidelberg) Symbolik und Mythologie, Leipzig 1819. 5 Bände.

Der Sache nach versteht man gewöhnlich unter „Natur,“ in engerer Bedeutung, den Inbegriff der noch unveränderten Sinnenwelt auf unserer Erde, im Raume und in der Zeit, als ein Phänomenon, d. i. Erscheinung; im Gegensatze der Kunst und Geisteswelt, als etwas Ideales, und ein Jenem zum Grunde liegendes Noumenon, d. i. ein geistiger Träger, welcher alle Dinge in’s Dasein rief und erhält, d. i. Gott. In weiterer Bedeutung aber versteht man unter Natur das Universum oder Weltall, als Offenbarung und verleiblichtes Wort Gottes. Schon die Scholastiker machten einen Unterschied zwischen natura

Empfohlene Zitierweise:
Nikolai Abramowitsch Putjatin: Worte aus dem Buche der Bücher. Dresden 1824, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Buch_der_B%C3%BCcher_(Putjatin)_202.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)