Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war noch damit beschäftigt, sonderlich bey der Domkirche und dem kayserlichen Pallaste, welche beyde beynahe ganz waren zerstöret worden. Die Orgel in der Domkirche, welche gleichfalls seit dem letzten Kriege neu gebauet worden, ist sehr groß und hat einen schönen Ton. Sie ward während des Vormittagsgottesdienstes sehr gut gespielet, obgleich der Organist, Herr Wolf, bettlägerig war. Ich ging nach seinem Hause, um mit ihm, wenn er Kräfte genug gehabt hätte, über den Zustand der Musik in Prag zu sprechen; allein der Bediente, welcher mich anzumelden vorausgegangen war, kam vor Furcht ganz erblaßt zurück, und sagte mir, daß es sehr gefährlich für mich seyn würde, dies Haus zu besuchen, da Herr Wolf an dem bösartigen ansteckenden Fieber danieder läge, welches zeither so heftig in dieser Stadt gewütet hätte.

Herr Wolf, welchen man für einen der besten Organisten in Deutschland hält, hat den Titel Schloßorganist, weil die Domkirche innerhalb der Mauern des Schlosses liegt.

Es sind drey grosse Jesuitercollegien in Prag; das zu St. Nicklas hat eine sehr schöne Kirche, deren Orgel in zwey Theile getheilt ist, davon auf jeder Seite der Emporkirche einer steht. Die Claviere nebst einem kleinen Rückpositiv liegen in der Mitte, aber so niedrig daß das westliche Fenster