Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/119

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er dazu aufgelegt ist, und die Hofleute, welche die Aufwartung haben, sind dazu in beständiger Bereitschaft. Wenn aber auch dieses nicht geschehen sollte, so läßt er sich doch alle Abende von seinem Vorleser Titel und Auszüge aus neuen Büchern vorlesen, worunter er diejenigen anmerkt, die er in seine Bibliothek, oder zur Lekure ins Cabinet angeschaft haben will. Auf diese Art wendet der König seine Zeit an, wenn er nicht im Felde, auf Reisen oder auf Revüen ist, und um zehn Uhr des Abends retirirt er sich; selten aber geht er eher zu Bette, eh’ er nicht noch etwas gelesen, geschrieben oder für die Flöte komponirt hat.

Freytag, den 2ten. Diesen Morgen besuchte ich Herrn Quantz; er war so gefällig, auf mein Ersuchen mir drey Solos von seiner eignen Arbeit vorzuspielen, und ungeachtet seines nicht geringen Alters bringt er die geschwinden Sätze noch mit grosser Richtigkeit heraus. Seine Musik ist simpel und natürlich. Sein Geschmack ist derselbe wie vor vierzig Jahren; und ob das gleich ein ausnehmend guter Zeitpunkt für die Komposition gewesen seyn mag: so kann ich doch nicht ganz einstimmig mit der Meinung derjenigen seyn, welche glauben, es sey nach der Zeit nichts mehr in der Musik erfunden, welches der Mühe werth sey, anzunehmen. Ohne spitzfindig oder eigensinnig zu seyn, und selbst zugegeben, daß die Komposition vor vierzig Jahren bis zu ihrem Gipfel der