Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/120

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Vollkommenheit gelangt gewesen: so kann doch gewiß eine simple Melodie durch die neuere Art den Ton aufzunehmen, den Triller einzuleiten und zu ründen, eine Passagie sowohl als einzelne Noten unmerklicher Weise wachsen und abnehmen zu lassen, und ganz vorzüglich, durch die Mannichfaltigkeit des Vortrags verschönert werden, welche aus der viel verbesserten Lehre vom Bogenstriche entspringt; denn die Spieler der Bogeninstrumente heut zu Tage, wissen ihre Bögen viel besser zu gebrauchen, als einer ihrer Vorgänger seit der ersten Erfindung ihrer Instrumente.

Aber selbst in der besten Lebenszeit des Herrn Quantz schrieen die ältern und bejahrten Musiker schon über die Neuerungen und den Leichtsinn der Jüngern. Und seit Plato’s Zeiten, der damals schon klagte, daß die Musik aus der Art schlüge, kann man keine Periode anführen, in welcher nicht über die verderblichen Neuerungen der Jüngern in der Musik geseufzet worden. Ich besorge, daß solche Dinge, die bloß ein Gegenstand des Geschmacks, der Empfindung und des Gefühls sind, niemals zu einem festen Standpunkt der Vollkommenheit gebracht werden können. In der Mahlerey haben wir die Natur, nach welcher wir kopyiren und urtheilen. In der Dichtkunst, muß gesunde Vernunft und Grammatik beständig dieselbe bleiben, obgleich Moden in die Sprachen eingeführt werden, und die neuesten und durch gemeinen