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Die hohen Töne machten ihr wenig Mühe. Das Adagio war ihre Stärke. Das sogenannte Temporubato hab’ ich von ihr zum Erstenmale gehört, sagt Quanz. Sie machte auf dem Theater eine sehr gute Figur, und ihre Aktion, besonders in erhabnen Charakteren, war unverbesserlich.

Vittoria Tesi hatte von Natur eine männlich starke Contraltstimme. Im Jahr 1719. zu Dresden sang sie mehrentheils solche Arien, als man für Bassisten zu setzen pflegt. Nachhero aber hatte sie, ausser dem Prächtigen und Ernsthaften auch eine angenehme Schmeicheley im Singen angenommen. Der Umfang ihrer Stimme war ausserordentlich weitläufig. Viele Passagien war eben nicht ihr Werk. Durch die Aktion aber die Zuschauer einzunehmen, dazu schien sie gebohren zu seyn; vorzüglich in Mannsrollen; als welche sie, zu ihrem Vortheile, fast am natürlichsten ausführte.[1]

Aber wieder zu Quantzens Lebensgeschichte. Nachdem er die Talente der Sänger und Sängerinnen beschrieben hat, berichtet er uns, daß diese vortrefliche Operngesellschaft durch einen Zank getrennt worden, der zwischen Heinchen, des Königs Kapellmeister, und Senesino, aus trotzigem

Anmerkungen

  1. Siehe Band 2. pag. 236.