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allein er hatte so viel Geschmack und Ausdruck, daß er selbst Adagio’s auf eine angenehme und rührende Art sang.

Giovanni Carestini hatte ein starke und völlige Sopranstimme, welche sich in den folgenden Zeiten nach und nach, in einen der schönsten, stärksten und tiefsten Contralte verwandelte. Als ihn Quantz 1726. im May in Parma hörte, erstreckte sich seine Stimme vom ungestrichnen B ungefehr bis ins dreygestrichne C. Er hatte eine grosse Fertigkeit in den Passagien, die er, der guten Schule des Bernacchi gemäß, so wie Farinello, mit der Brust stieß. In willkürlichen Veränderungen unternahm er sehr Vieles, meistentheils mit gutem Erfolg, doch auch zuweilen bis zur Ausschweifung. Seine Aktion war sehr gut, und so, wie sein Singen, feurig. Nach der Zeit hat er im Adagio noch sehr zugenommen. Er ist über dreissig Jahr mit vielem Ruhme auf der Bühne geblieben; 1735. war er in England, und 1750. ging er nach Berlin, woselbst er bis 1755. im Dienste blieb, und sich alsdann nach Italien in Ruhe begab, wo er bald darauf starb.

Herr Quantz ging kurz darauf, als er in Prag bey dieser Feyerlichkeit gewesen war, im Gefolge des Grafen von Lagnasco, mit Königl. Einwilligung nach Italien. Er verließ Dresden im May 1724, und als er in Rom angelangt war,