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Ich erfuhr von ihm, daß in dem Kloster zum heil. Kreuze, wobey er als Organist steht, drey oder vier Knaben angenommen sind, welche aus Landschulen hieher kamen und vortreflich singen; ihre Stimme, ihre Triller, sind schön und ihr Geschmack und Ausdruck sehr gut. Ich kam einen Tag zu spät nach Prag, sonst hätte ich eine Musik in dieser Kirche hören können.

Es kostete mir viel Mühe von den böhmischen Musikern Nachricht zu erhalten, denn die deutsche Sprache half mir in diesem Königreiche wenig, weil hier der sklavonische Dialekt der herrschende ist. Herr Seger sprach jedoch Italiänisch, und war keinesweges zurückhaltend; er bestätigte meiner Entdeckung, daß nicht nur in Böhmen, sondern auch in Mähren, Hungarn, und einem Theile von Oesterreich, die Kinder in den gewöhnlichen Leseschulen Unterricht in der Musik erhalten. Die Böhmen sind in dem Gebrauch der Blasinstrumenten überhaupt sehr geschickt; allein wie Herr Seger mir sagte, so wird die Hoboe in dem an Sachsen gränzenden Theile, an meisten und vortreflichsten gespielt, so wie an der mährischen Gränze, die Tuba oder Clarine.

Der berühmte Mizliwiceck ward in einer böhmischen Dorfschule erzogen, und studirte nachmals den Contrapunkt zu Prag, bey Herr Segern.