Seite:Burney - Tagebuch einer musikalischen Reise 3. Bd 1773.pdf/144

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neueste Oper von Händel, war Admetus, deren Musik Herr Quantz prächtig nennt. Senesino sang die erste Mannsrolle und die Cuzzoni und Faustina waren die ersten Sängerinnen.

Quantz scheint in seinem Urtheile über diese beyden Wetteiferinnen, ganz frey von dem Partheygeiste zu seyn, der damals über das Londoner Publikum wüthete; und daher will ich solches meinen jüngern Lesern zum Gefallen hersetzen.

Die Cuzzoni hatte eine sehr angenehme und helle Soprastimme, eine reine Intonation und schönen Triller. Der Umfang ihrer Stimme erstreckte sich vom eingestrichnen C bis ins dreygestrichne C. Ihre Art zu singen war unschuldig und rührend. Ihre Auszierungen schienen wegen ihres netten, angenehmen und leichten Vortrags nicht künstlich zu seyn: indessen nahm sie durch die Zärtlichkeit desselben doch alle Zuhörer ein. Im Allegro hatte sie bey den Passagien eben nicht die größte Fertigkeit; doch sang sie solche sehr rund, nett, und gefällig. In der Aktion war sie etwas kaltsinnig; und ihre Figur war für das Theater nicht allzu vortheilhaft.

Die Faustina hatte eine zwar nicht allzu helle, doch aber durchdringende Mezzosopranstimme, deren Umfang sich damals vom ungestrichnen B nicht viel über das zweygestrichne G erstreckte,