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Herr Osborne war so gefällig, Sgr. Bezozzi sogleich zu bitten, in diesen Tagen die besten Musiker, welche in Dresden zu finden wären, zu einem Concerte in seinem Hause zusammen zu bringen, um mir Gelegenheit zu geben, die hiesige Musik, so vollkommen wie sie zu haben war, zu hören.

Am folgenden Tage führte mich Herr Osborn zum Doctor Bayley, einem würdigen englischen Arzt, der nicht weniger wegen seiner Geschicklichkeit, als wegen seiner Gastfreyheit zu merken ist. Ich speißte bey ihm, mit verschiedenen auswärtigen Minister zu Mittage. Nachmittags führte er mich zu dem Premierminister, Graf von Sacken, welcher das erste Stockwerk des Brühlischen Pallastes bewohnt, wovon sein Sohn, der Starost Graf von Brühl, nur das Zweyte inne hat. Wir blieben daselst, bis die churfürstliche Familie zur Oper vom Lande herein kam.

Diesen Abend ward nur komische Oper auf dem kleinen Theater aufgeführt, welches aber sehr artig ist, und vier Reihen Logen, jede zu neunzehn hat. Das heutige Stück hieß l’Amore innocente, und war von Sgr. Salieri gesetzt. Die Musik war so herzlich unschuldig, als die Poesie und Vorstellung. Man hörte weder, noch sah das geringste Reizende oder Entzückende; alles war so gar ruhig, unbedeutend und einschläfernd, als das Wiegenlied einer Amme.